Die letzte Begegnung gegen Hotel Kalcio verloren wir im Frühjahr der letzten Saison hochverdient mit 1:4. Der Blick auf das Ergebnis des vergangenen Sonntags lässt darauf schließen, dass wir nichts daraus gelernt hätten.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Am gewohnt rutschigen Slovan Platz präsentieren sich die Vibes dominant, drücken den Gegner hinten rein, beherrschen das Mittelfeld, erspielen sich gute Torchancen, verteidigen über 90 Minuten jeden Angriff der Gastgeber souverän weg – und verlieren am Ende mit 0:5.
Über einen Sonntag, an dem alles, ja wirklich ALLES schiefläuft:
Gleich vorweg: Wir reden hier nicht von Schicksal, nein, das was uns heute widerfährt ist hausgemacht. Wir reden hier nach wie vor von der hohen Kunst des Knieschusses, den der USK derzeit beherrscht wie kaum ein anderes Team.
Wer braucht schon Trikots?
Es beginnt damit, dass wir es – das gibt es in der DSG oder im gesamten österreichischen Fußball wohl selten – geschafft haben, ohne Trikots in der Steinbruchgasse aufzutauchen. Die liegen alle gut verschlossen am (ebenfalls verschlossenen) Sportplatz Wienerberg – wo sie halt hingehören.
Zu unserer Schmach (nicht der letzten, wir ja wissen) müssen wir nun den Gegner fragen, ob sie einen zweiten Satz für uns übrighaben, um der Strafverifizierung zu entgehen – was im Nachhinein besser gewesen wäre, konnten wir aber da noch nicht wissen.
So geschah es, dass der USK Vienna Vibes erstmals in der Vereinsgeschichte mit Hotel Kalcio-Emblem auf der Brust einläuft (nochmals vielen Dank an den Gegner an dieser Stelle). Hotel Kalcio vs. Hotel Kalcio – ein Mahnmal der eigenen Blödheit. Anders kann man es nicht ausdrücken.
Einstellung in der Matchvorbereitung also mangelhaft. Am Platz ist sie dafür vorbildlich. Wie vorhin erwähnt, ziehen wir unsere Strategie gut durch und der Führungstreffer ist nur eine Frage der Zeit.
Dieser fällt aber, wie letzte und vorletzte Woche schon, auf der anderen Seite aus der ersten sich bietenden Gelegenheit. Es gibt ja noch Eckbälle. Und diese verteidigen wir so sagenhaft schlecht, dass wir uns drei Tore aus solchen einfangen (10., 39., 83.). Dazwischen fällt noch eines aus einem Fehler im Spielaufbau (63.) und der Schlusspunkt (85.) ist dann ein schöner Weitschuss, der – wenn eben alles aufgeht – dann auch noch sitzt.
In der 64. Minute muss Kapitän Max mit einer Oberschenkelzerrung raus und rundet damit ein Horror-Erlebnis ab.
Kein Anlass für Selbstmitleid
Für den Zuckerguss sorgt dann der offenbar leicht sadistisch veranlagte Hotel-Goalie, als er nach dem Spiel in unsere von betretenem Schweigen erfüllte Kabine kommt und frohlockt: „Jungs, die Trikots braucht ihr nicht zu waschen, aber es wäre cool wenn ihr uns die erste Bierrunde zahlt!“ Wir sind ob dieser Cojones nach so einem Match schwer beeindruckt, machen aber gute Miene: „Haben euch eh gewinnen lassen.“
Das Bier gabs trotzdem. Schlechte Verlierer wollen wir auch nicht sein. Im Anschluss wohnen wir noch bei besagtem Hopfengetränk dem Verpassen eines österreichischen Nations-League-Gruppensiegs bei und erfahren, dass an diesem Sonntag wirklich ALLES schieflief. Denn auch die Young Vibes sind bei den allseits geliebten Salmannsdorfer TikTok-Kriegern in ein 1:5-Debakel gelaufen.
Doch wie schon eingangs erwähnt: Für Selbstmitleid besteht kein Anlass, denn mit Schicksal hat das alles so viel zu tun wie die FIFA mit einer sauberen WM-Vergabe.
Ja, wir machen vieles richtig und spielen Woche für Woche einen Fußball der Spaß macht. Angesichts des Matchgeschehens ist das Resultat von 0:5 völlig absurd – die Niederlage ist es jedoch nicht. Denn die andere Wahrheit ist: So naiv und unbedarft wie wir uns bei den Gegentoren anstellen, das passiert normalerweise nur Teams, die zum Spieltag die Trikots vergessen.
Naja. Wir wissen zumindest genau, woran wir arbeiten müssen.
MG