Die Hoffnung war groß. Nach einem bisher miserablen Frühjahr wollten die Vibes ausgerechnet gegen die WU-Studierenden ein Erfolgserlebnis holen. Dabei helfen sollte die Tatsache, dass wir diesmal nicht das Spiel machen mussten – woran wir in der jüngeren Vergangenheit oft gescheitert waren; vielmehr standen wir diesmal vor der Aufgabe, mitzuspielen.
Der USK ist überfordert
Doch aus dem Mitspielen wird nichts. Von Beginn an setzen die WU-ler den USK mit schönem, strukturiertem Spiel gehörig unter Druck. Die Größe des Spielfeldes kommt hier der WU entgegen. Bereits den Ball an die Mittellinie zu bringen, erweist sich für die Vibes als große, als sehr große Herausforderung. An eine konkrete WU-Torchance in der ersten Viertelstunde kann sich der Autor mangels Video aber nicht erinnern. Die eine oder andere nicht ganz ungefährliche wird schon dabei gewesen sein.
Torchancen der Vibes gibt es keine zu nennen in dieser Zeit. Denn wenn wir einmal am Ball sind, wissen wir nicht wirklich, was wir damit machen sollen. Geordneter Spielaufbau findet keiner statt: Niemand läuft sich frei, niemand verlangt, angespielt zu werden. Offensichtlich verlangt uns das intensive Spiel des Gegners so viel ab, dass die Kraft für eigene Angriffe nicht reicht. Der Ball wird darum – untypisch für den USK – verschenkt, weil aus den hinteren Reihen nach vorne gedroschen. Die gut stehende Abwehr der WU hat mit diesen langen Pässen kein Problem. Der spielstarken Mannschaft spielt man damit umso mehr in die Hände – oder eher in die Füße.
Ein Vorzeichen
Nach rund einer halben Stunde setzen die WU-Spieler schließlich doch zum Jubeln an. Es bleibt beim Ansetzen, denn der Schiedsrichter verwehrt dem Treffer die Gültigkeit. Ob zu Recht oder nicht, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden. Die Proteste gegen die Entscheidung halten sich jedenfalls in Grenzen. Der Grund dafür ist ein Weitschuss zentral auf das Tor. Hans müsste entweder einen Schritt zurück machen oder höher springen. Stattdessen entscheidet er sich dafür, stehen zu bleiben und nach dem Ball zu greifen. So springt dieser an die Unterkante der Latte und von dort auf den Boden.
… und die Erfüllung
Diese Szene wiederholt sich in der 41. Minute. Die Vibes sollten gerade jetzt ob einer unmittelbar davor eingelegten Trinkpause erfrischt sein. Körperlich mag das sogar der Fall sein; geistig sind wir das sicher nicht. Da sollten wir uns ein Beispiel an der Spielern der WU nehmen. Volkan Özkan hat rund 20 Meter vor dem Tor den Ball und wird, sagen wir, gemächlich attackiert. Diesen Fehler nutzt er und schießt. Der unplatziert geschossene Ball kommt auf unseren Tormann zu, der dem Ball eine zweite Chance gibt, über seine Arme hinweg und unter die Latte ins Tor zu fliegen. Der Ball nutzt sie auch.
Wieder einmal bekommt der USK ein Tor der Kategorie Leicht vermeidbar. Die demoralisierendsten Tore sind jene, die reingenudelt sind, hat einmal irgendwer gesagt. Wir beweisen (fast), dass wir durch diesen Gegentreffer demoralisiert sind, denn kurz, nachdem wir in Rückstand geraten sind, hat die WU eine Doppelchance am kleinen Strafraum. Im letzten Moment wird aber geklärt.
Eine Bankrotterklärung in Halbzeit zwei
Die Halbzeit wurde, wie es scheint, nicht dazu genutzt, neuen Mut zu fassen. Die ersten 20 Minuten der zweiten Hälfte lässt sich der USK nämlich vorführen. Die WU schnürt uns tief in unserer Hälfte ein. Wir sind vollkommen desorientert und kommen nicht nur einen, sondern zwei Schritte zu spät. Unser in diesem Frühjahr schon öfter schlechtes taktisches Verhalten wird uns gegen diese spielstarke Mannschaft zum Verhängnis. Die WU zieht binnen 11 Minuten auf 0:4 davon, wobei die Beschreibung der Treffer entfällt. Erstens ist es schwierig, sich an gleich 5 Gegentore zu erinnern, zweitens ist es mäßig lustig, diese zu beschreiben, und drittens hat der heutige Autor wie bereits erwähnt nicht die Möglichkeit, wie der Chefspielberichterstatter zu schummeln und zum Video zu greifen.
Das Spiel bekommt Trainingscharakter
Was der mentalen Verfassung der Vibes außerdem nicht zuträglich ist, ist die Tatsache, dass die WU-Spieler nach erzielten Toren sogar aufs Feiern verzichten. An dieser Stelle muss man die Frage stellen: Macht Fußball Spielen überhaupt Spaß, wenn Gewinnen so selbstverständlich ist, dass man sich nicht mehr über die Tore freuen kann?
Nach dem 0:4 schaltet die WU zurück, sodass der USK ein paar Mal halbgefährlich in den gegnerischen Strafraum kommt. Da hätte der Schiedsrichter sogar zwei Mal Elfmeter für den USK pfeifen können. In einem Laufduell wird Max von den beiden letzten WUlern (den Tormann ausgenommen) mit definitiv nicht mehr fairen Mitteln in die Zange genommen. Mit dem sonst regelkonformen harten Spiel der WU hat das nichts mehr zu tun. In der zweiten Aktion wird dem schussbereiten Moritz das Standbein weggezogen. Aber wen kümmert's, es steht ohnehin schon 4 oder 5 zu 0, und der zuletzt genannten Szene ist eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters vorausgegangen.
Irgendwann vergibt ein WUler eine Chance, in deren Anschluss der sicher auch außerhalb des USK in höchstem Maße beliebte Trainer der WU meint: „Das war eine Kunst, den nicht zu machen.“ Ausnahmsweise kann man ihm Recht geben. Besagter Spieler stand unbedrängt im kleinen Strafraum vor dem leeren Tor.
Der Vollständigkeit halber …
Es gab auch außer den Elferfouls auch andere Situationen, in denen der USK die von Kapitän Fabian Schulze gut organisierte WU-Abwehr beschäftigte. Torschüsse gab es von Daniel, Stefan und Milan. In Laufduellen wurde der Tormann zum "Ball wegdreschen" gezwungen. Wie übrigens auch der eine oder andere WU-Verteidiger, der sich nicht immer in der Lage sieht, die kritische Situation spielerisch zu lösen (mangels technischer Fähigkeiten?), das Out bevorzugt. Es ginge ja. Vielleicht könnte man in Falle eines erneuten Aufeinandertreffens diese Mannschaft mit Pressing bezwingen.
Es bleibt der schwache Trost, dass auch schon andere Mannschaften in dieser Höhe gegen die WU verloren haben.
Ein Bericht von Moritz Hell