Das Spiel:
Die Young Vibes unmittelbar nach der Kampfmannschaft? Das kennen wir normalerweise von den Heimspielen. Wie es der Zufall und der Terminkalender so wollten, spielten aber auch bei diesem Auswärtsdoppel erste und zweite Mannschaft direkt hintereinander.
Blöd nur, dass dieser Matchsamstag an zwei verschiedenen Orten stattfand.
Blöd auch, dass bei uns der Verletzungsteufel umgeht und wir uns daher schwer taten bei beiden Spielen eine komplette Startelf zu gewährleisten.
Und ganz besonders blöd, dass diese Misere sich vor allem im Angriff sichtbar niederschlug. Von unseren an sich qualitativ hochwertigen Kampfmannschafts-Stürmern waren Martin angeschlagen auf der Bank, Saša auf Urlaub, Alex H. gesperrt und der länger verletzt gewesene Luca zwecks Comebackversuch erstmal für die Young Vibes abgestellt. Potentielle Ersatzkandidaten wie Luka (der mit k, ebenfalls verletzt), Danijel (verletzt) oder Steph (für die Young Vibes im Mittelfeld im Einsatz) kamen ebensowenig in Frage. Natürlich auch nicht Young Vibes-Kapitän Daniel, dem heute seine eigene Mission bevorstand.
Spezielle Umstellungen waren im Vorfeld also unausweichlich. Die Aufstellung, die im Match gegen Wisla Wien auf den kleinen LAC-Platz geschickt wurde als experimentell zu bezeichnen, wäre aber auch übertrieben. Wir wussten immerhin ganz gut, was Flügelspieler Lenny und der zentrale Kapitän Philipp an vorderster Stelle zu leisten imstande sind.
USK erbarmungslos
Zehn bis fünfzehn Minuten brauchen die Vibes aber doch, um sich auf Gegner und Platz einzustellen. Wisla ist in der Anfangsphase dominant und findet auch eine dicke Chance auf die Führung vor. Danach schafft es der USK immer besser die kombinationsstarke Offensive der Heimischen von Hans‘ Tor wegzuhalten.
Selbst setzen unsere Rot-Weißen ebenfalls Akzente und, siehe da, mit der ersten großen Torchance (25.) geht der USK in Führung. Philipp sieht unter Druck den am langen Eck freistehenden Flo und der macht zum vierten Mal in der Rückrunde das erste Tor für die Vienna Vibes.
Ab hier übernimmt der USK ganz klar das Kommando und lässt dem Tabellenzweiten keine Luft mehr zum Atmen. Wieder ist es ein herrlicher Pass von Jonny in die Tiefe auf Philipp, der als Dosenöffner fungiert und Philipp alleine vor dem chancenlosen Wisla-Keeper in Szene setzt. 2:0 für den USK (34.).
Ähnlich schön herausgearbeitet auch das 3:0, abermals durch Philipp (41.). Lenny fängt einen Ball früh ab, sieht seinen auf der anderen Seite starteten Kapitän und schickt den Ball perfekt in die Schnittstelle. Philipp hat wieder nur den Tormann vor sich, lässt ihn wie in guten alten Stürmerzeiten aussteigen und erzielt seinen Doppelpack.
Man möchte fast von einer USK-Galavorstellung in Hälfte eins sprechen. Foda, schau her! So spielt man gegen Polen. Oder formulieren wir es bodenständiger: War sicher einer der besseren Halbzeiten in diesem Frühjahr. Natürlich wissen alle, dass wir den nicht schwachen Gegner noch weitere 45 Minuten beschäftigen müssen.
USK lässt Wisla nicht herankommen
Stattdessen beschäftigt Wisla nach Wideranpfiff erstmal uns. Die Gastgeber wollen es noch einmal wissen und spielen viel energischer als noch in Halbzeit eins.
Die Vibes-Defensive reagiert mit Stabilität in der Defensive, die gute Chancen der Gegner verhindert, aber bei eigenem Ballbesitz ist der USK in dieser Phase zu hektisch.
Trotz guter Abwehrarbeit ist das Anschlusstor in der 59. Minute nicht zu verhindern. Wisla bekommt an der Strafraumgrenze einen Freistoß zugesprochen. Der zurückgelaufene Max kann diesen Ball, der ansonsten über die Mauer hinweg im linken Eck gelandet wäre, per Kopf klären, doch unglückicherweise vor die Füße eines Gegenspielers. Dieser versenkt im Nachschuss.
Nun ist zu unserem Leidwesen noch mehr Leben in der Partie. Der USK findet auf den gegnerischen Druck nicht immer die richtige Antwort und verliert teilweise unnötig früh den Ball.
Im Wissen, dass die Kugel einfach wegpuffen zu diesem frühen Zeitpunkt keine konstruktive Option darstellt, gelingen aber immer wieder entlastende Konterattacken.
Eine davon verwertet einmal mehr Philipp in der 73. Minute zum 4:1. Nun dürfte die Sache endlich erledigt sein. Zu sicher verrichten wir in Summe unsere Arbeit gegen den Ball.
Obwohl Wisla noch einmal (78., wieder nach einer Standardsituation) zum 2:4 herankommt, lassen sich unsere Kicker diesmal nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil: In der Schlussphase sind die Vienna Vibes dem fünften Tor näher als der Gegner dem dritten.
Und so fällt dieser Treffer auch folgerichtig in der Nachspielzeit (92.) durch den heute extrem lauffreudigen Lenny, der es seinem Sturmpartner gleichtut und erst abschließt, nachdem er am Torhüter vorbeigezogen ist.
Die Vibes freuen sich über einen unerwartet deutlichen Auswärtssieg gegen ein Team, das durchaus berechtigte Titelambitionen hat. Umso höher ist die Leistung dieses Samstags einzustufen. Doch eigentlich befinden wir uns gerade in der Halbzeit. Dieser Matchsamstag ist noch lange nicht vorbei.
Spiel des Jahres in Kaisermühlen
Denn jetzt müssen noch die Young Vibes, ein paar Kilometer weiter, am Polizeiplatz das letzte Stück des Meisterpuzzles einsetzen. Elf Leute stehen schon bereit, vier Ersatzspieler (und ein paar Zuschauer) machen sich schnurstracks auf den Weg von der Baumgasse zum Dampfschiffhaufen. Dann die WhatsApp-Nachricht, dass es zu Ausweisproblemen bei einem Spieler gekommen sei und wir nur zu zehnt anfangen können. Der Fuß am Gaspedal wird noch stärker durchgedrückt.
Die Schiedsrichterin erwies sich als gnädig und ließ den Anpfiff leicht nach hinten verlegen und so startete Max in seine zweiten 90 Minuten an diesem Abend, während die restliche, ebenfalls rechtzeitig gekommene Verstärkung aus der Kampfmannschaft auf der Bank platznahm. Eigentlich kaum zu glauben. Die ganze Saison über hatten weder die Kampfmannschaft, noch die Young Vibes Kaderprobleme und dann startet man beinahe in Unterzahl, wenn es um den Titel in der Reserveliga geht.
Den Gegner sollte man ebenfalls ernst nehmen. Meixner F.C. ist eine Anhäufung flinker Buben, die vielen Gegnern durch Dynamik und Schnelligkeit Probleme bereiten können, sich teilweise aber auch für größer halten als sie sind. Liebe Grüße an dieser Stelle an die Nummer 96, der über 90 Minuten sportlich zwar völlig überfordert wirkte, dafür aber schon provozieren wollte wie ein Großer. Selbst üble Foulversuche von hinten in die Achillessehne wollten nicht gelingen, so schwach war der Junge.
Einen kräftigen Denkzettel bekam aber nicht nur er verpasst. Schon nach drei Minuten zieht Luca der gesamten Meixner-Burschenschaft davon, sieht in der Mitte Daniel und der vollendet zur Führung. Besser kann es nicht losgehen.
In den letzten Wochen hat sich jedoch auch abgezeichnet, dass unser zweites Team gerne mal nach Führung zurückschaltet oder gleich ganz die erste Hälfte verpennt. Diesmal ist es zwar nicht ganz so schlimm, aber nachlässig genug, um die tolle Ausgangslage innerhalb von gut zehn Minuten wieder zu verspielen und plötzlich mit 1:2 in Rückstand zu liegen. Zu allem Überfluss muss auch Berni bereits nach kurzer Zeit verletzt vom Feld. So betritt auch Philipp, der schon 90 aufreibende Minuten in den Beinen hat, den Platz für weitere 80.
Trotzdem: Weder der zwischenzeitliche Rückstand, noch das leicht ermüdete Mittelfeld hindern uns daran, die Kontrolle über das restliche Spiel zu übernehmen. Außerdem stellt sich die Defensive nun besser auf das flotte, aber äußerst eindimensionale Spiel der Heimmannschaft ein.
Ein magischer Samstag
Vor Seitenwechsel gelingt kein Tor mehr. Dafür aber nicht allzu lange nach Wiederanpfiff. Zunächst vergibt Daniel noch eine Hundertprozentige, doch dann brechen mit Max‘ Ausgleich in der 55. Minute alle Dämme.
Meixner ist nur noch am Verteidigen, die Young Vibes wollen ihren Titel. Und sie wollen ihn heute. Sie wollen ihn jetzt.
Es ist Philipp, heute (siehe Kampfmannschaft vs. Wisla) mit einem Zaubertag, der in der 61. Minute, nach Traumvorarbeit von Luca, richtig steht und zum 3:2 trifft. Nun ist der Titel zum Greifen nahe, zu klar sind die Kräfteverhältnisse zu diesem Zeitpunkt.
In der 70. Minute, dann noch ein wenig Genugtuung. Philipp wird, während er seinem Gegenspieler davonzieht, übelst von hinten attackiert, kommt aber nicht zu Fall. Für seine Beschwerde erntet er vom Übeltäter lediglich ein trotziges und an diesem Abend öfter zu hörendes „Shut the fuck up“. Das vernimmt Philipp gar nicht mehr, denn er ist schon längst weg, bringt seinen Pass bei Luca an, der zum 4:2 vollendet. Unsportlichkeit und direkte Bestrafung. Manchmal ist Fußball gerecht.
Und meistens ist er wunderschön. Denn danach passiert nichts Zählbares mehr. Zwar haben beide Mannschaften noch einige Torszenen, doch eigentlich ist die Sache geritzt. Nicht ganz zwölf Monate nachdem die Kampfmannschaft ihren ersten Meistertitel eingefahren hat und die Young Vibes zeitgleich als Letzter der Reserveliga rangierten, hat unser zweites Team nun eindrucksvoll nachgezogen. Vier Runden vor Schluss können wir nicht mehr von der Spitze verdrängt werden.
Die Feierlichkeiten starten sofort in der Kabine und können auch nicht von der netten Schiedsrichterin unterbrochen werden, die zaghaft um eine Unterschrift bittet. Fortgesetzt wird die Party aber dann natürlich woanders.
Was für ein herrlicher Samstag. Einen Titelmitfavoriten auswärts klar besiegt, danach den Meixner-Buben das Fußballspielen beigebracht und im Anschluss gemeinsam bis spät in die Nacht gefeiert.
MG