Österreich vs. Ukraine – das hatten wir vor nicht allzu langer Zeit schonmal, als die Welt noch eine vermeintlich bessere war. Bei der letztjährigen EM standen sich die beiden Nationalmannschaften gegenüber. Auf der einen Seite, mit Andriy Shevchenko, ein ehemaliger Weltklasse-Fußballer, der aufgrund seines Legendenstatus den Teamchefposten erworben hatte, obwohl er den Beweis bis heute schuldig geblieben ist, als Coach genauso gut zu sein wie einst als Athlet (Grüße nach Genua). Ihm gegenüber stand an der Seitenlinie ein ehemaliger Durchschnittsfußballer, der seinen Teamchefposten aus Gründen erworben hat, die bis heute keiner so genau benennen kann und der immerhin als Trainer seine überaus durchschnittliche Karriere nahtlos fortgesetzt hat. Grüße nach Kaiserslautern, falls am Betzenberg überhaupt noch jemand den Namen Franco Foda kennt.

Österreich setzte sich als Favorit mit besserem Spielermaterial durch, das nicht zu erwartende taktische Feuerwerk trat auch nicht ein. Österreich kam weiter. Die Ukraine sogar noch weiter, weil Schweden seit Jahren einen noch minderbemittelteren Fußball spielt.

Zum Dreier entschlossen

Schillernder geht’s da schon in der DSG zu. Hier traf das potentiell spielerisch aufregende rot-weiße Ballett der Vienna Vibes auf die beinharte Ukraina. Auch diesmal ist das österreichische Team aufgrund des Tabellenplatzes leicht zu favorisieren. In der Hinrunde reichte es bei den Blau-Gelben trotzdem nur zu einem matten 1:1. Umso wilder waren wir entschlossen uns diese verlorenen Punkte „zurückzuholen“.

Komischer Weise sind die Gegner damit nicht einverstanden und spielen mutig und gewohnt aggressiv drauf los. Der USK seinerseits ist bemüht, die Fehler aus der letzten Woche nicht zu wiederholen. Es bleibt beim Bemühen. Mal läuft der Ball gut, mal verlieren wir die Geduld und spielen wieder den guten alten Kopf-durch-die-Wand-Fußball, der sich schon in der Vergangenheit bewährt hat - not. So sind es die Klitschkos, die die beste Chance in Halbzeit eins vorfinden, aber nur die Stange treffen.

Kinnhaken werden heute aber keine verteilt. Stattdessen fallen in Durchgang zwei endlich Tore. Erst ist es Bobo (54.), kurz darauf Flo (58.), die richtig stehen und den USK scheinbar komfortabel in Führung bringen. Doch dann bröckelt das Vibe’sche Bollwerk – vermutlich, weil es schon die ganze Zeit über kein wirkliches Bollwerk ist. Oder anders gesagt: Diese 2:0-Führung hat sich nicht unbedingt abgezeichnet.

Pogatetz‘ Pechfüßchen

Sie hält ohnehin nicht sonderlich lang. Postwendend (59.) bricht Yarmolenko auf unserer rechten Seite durch und stellt auf 1:2 aus blau-gelber Sicht. In der 70. Minute ist die Partie dann endgültig wieder pari. Zinchenko zieht auf dem Flügel auf, möchte zur Mitte auf Yaremchuk passen, doch Emaxuel Pogatetz hält seinen Fuß dazwischen und fälscht ins eigene Tor ab.

Eigentlich hat diese Partie emotional ja alles was das Herz begehrt. Eine stimmige Trauerminute vor Spielbeginn, gegenseitige Respektsbekundungen im Vorfeld und nach Abpfiff, hitzige Diskussionen zwischendurch und laut schrillenden Elferalarm im Ukraina-Sechzehner in der Schlussphase. Nur die spielerische Gesamtqualität ist dann doch wieder EM 2021.

So endet das Aufeinandertreffen brüderlich mit 2:2. Da freut sich natürlich keiner so wirklich drüber. Immerhin ein Abend ohne Verlierer – außer Russland natürlich. Wie jeden Tag.

MG