Das Spiel:
Das in den folgenden Zeilen beschriebene Spiel ist auch einige Tage nachdem es stattgefunden hat noch immer schwierig einzuordnen. Nach drei ganz guten Auftritten verlor der USK das Heimspiel mit 1:2 und bot über 90 Minuten spielerische Magerkost. Die Frage der Ursache für so ein Match, jetzt wo unsere Jungs allen Grund dazu hatten vor Selbstvertrauen zu strotzen, ist ebenso knifflig, wie die Erklärung der Auswirkungen, die Ursachen zwangsläufig mit sich bringen.
Kampf gegen Wind und Gegner
Man könnte – dem Leser wird nun auffallen, dass der Schwerpunkt dieses Spielberichts auf dem Konjunktiv liegt – nun, man könnte als Ursache beispielsweise den starken Wind hernehmen, der an diesem Sonntagmorgen durch Atzgersdorf wehte. Nach diesem Gesichtspunkt fand die entscheidende Matchsituation bereits beim Münzwurf statt. Den konnte Torpedo Lainz für sich entscheiden und somit war für 45 Minuten vorprogrammiert, dass uns jeder hohe Ball ohne des Gegners Zutun postwendend um die Ohren fliegen würde.
So geschah es auch und die Torpedisten aus Lainz, gar nicht dumm, attackierten die Vibes früh, um sie zu eben diesen undankbaren hohen Bällen zu zwingen. In allen anderen Punkten blieben die Gäste aber gleichermaßen harmlos wie die heimischen Vienna Vibes. Da dieses Spiel vor allem in der ersten Halbzeit nur mit äußerst rar gesäten Highlights aufwarten konnte, fällt es leicht an dieser Stelle die Chaostheorie zu bedienen. Selten lassen sich die wenigen nennenswerten Ereignisse so einleuchtend mit den jeweils vorangegangenen relevanten Ereignissen in einer Kausalitätskette vereinigen.
Was wäre gewesen, wenn die Vienna Vibes den Münzwurf gewinnen hätten können? Womöglich hätte die Truppe dann die Lainzer hinten hineingedrückt, anstatt umgekehrt und vor allem einen mutigeren und weniger fehleranfälligen Spielaufbau betrieben. Man wird es nie erfahren. Gekommen ist jedenfalls alles anders.
Eines der zahlreichen Fouls brachte in der 25. Minute eine Freistoßchance, für die rot-schwarze Gastmannschaft. Torpedos Nummer sieben Gerhard Grabner schupfte das Leder über die Mauer, dank des Windes erreichte der Ball trotzdem eine Geschwindigkeit von gefühlten 100 km/h und sprang kurz vor dem Tor noch einmal auf. Die mittlerweile zur Granate mutierte Kugel wurde somit für Hans unhaltbar und brachte das 0:1.
Das Schicksal gab uns aber kurz darauf schon die unerwartete Gelegenheit, sofortige Egalität herzustellen. Ricco wird nach einem schnellen Angriff im Strafraum zu Fall gebracht, wofür der Übeltäter alias „letzter potentieller Torverhinderer exklusive Tormann“ „nur“ gelb sah und der USK immerhin einen Elfmeter zugesprochen bekam. Im Nachhinein betrachtet waren wir zu diesem Zeitpunkt allerdings wohl schon zu sehr in der dem Chaos unterstellten Abwärtsspirale gefangen, denn Aaron nützte diese Chance erstmals in seiner USK-Karriere nicht und zimmerte das Leder hauchdünn am linken Kreuzeck vorbei. Ein mutiger Schuss, an einem Tag an dem nichts gelang. Ergo, weiter 0:1.
Ansonsten passierte rein gar nichts hüben wie drüben, sieht man mal von einer kurzen Slapstick-Einlage kurz vor der Pause ab, die für Gefahr vor dem USK-Tor sorgte. Es bleibt beim Rückstand. Torpedo Lainz nutzte deren einzige Chance, wir eben nicht.
Wind lässt nach, USK legt zu
Natürlich flaute der Wind in der zweiten Hälfte deutlich ab, sodass die gegnerischen Punter für entscheidende Yards im Kampf gegen den Ausgleich sorgen konnten, wobei auch Lainz es eher mit dem Spiel am Boden versuchte. Im wahrsten Sinne des Wortes sogar, denn die Fallsucht, die sich einiger ansonsten recht fairer Torpedisten (auch schon teilweise in Hälfte eins) ermächtigte hatten wir in unseren zweieinhalb Jahren DSG so auch noch nicht erlebt. Womöglich war das auch eine gezielte Taktik, Freistöße en masse zu schinden, immerhin konnte man schon auf ein Erfolgserlebnis verweisen. Abgesehen davon störte es den USK-Spielfluss beträchtlich.
Trotzdem machten die Vibes nun ernst und nahmen das Spiel mehr und mehr in die Hand. In der 54. Minute kam es wieder zu einem schnell vorgetragenen Angriff, im Zuge dessen der Ball bei Philipp landete. Der Kapitän fackelte nicht lange und zog ab. Da Lattenkreuz erbebte und der Jubel blieb aus.
Diese Situation stellte aber eher eine Ausnahme dar. Der USK übte zwar Druck auf die gegnerische Defensive aus, jedoch kam man nicht wirklich durch. Zu umständlich, zu unübersichtlich und letztlich zu erfolglos probierte man den Weg Richtung Lainzer Tor zu finden. Die spielerische Leichtigkeit war schon lange zuvor vom Platz geblasen worden. Wäre sie ohne Wind noch da gewesen?
Und wenn es das Schicksal einmal nicht gut mit einem meint, dann tritt es einem zwecks Machtdemonstration gerne mal kräftig in die Eier. So geschehen auch an diesem Sonntag in der 70. Minute. Die, bei allem Respekt, bis dato harmlosen Lainzer kamen zu einer frühen Balleroberung, sahen den freien Mann auf der linken Seite und standen auf einmal alleine vor dem USK-Tor. Hans streckte sich, war mit den Fingerspitzen dran, der Ball kullerte jedoch trotzdem via Innenstange ins Tor.
Die unangenehmen Fragen als Begleiterscheinung einer Niederlage
Der Jubel der Gäste war groß, die Enttäuschung auf Seiten der Kontrahenten gleichermaßen. Wie zum Hohn ließen die Moiren den USK nur fünf Minuten später noch einmal hoffen (75.), nur um uns gen Schlusspfiff doch an die Erinnyen zu verraten. Irgendwas werden wir in der Vergangenheit schon falsch gemacht haben. Das Anschlusstor durch Max W. ist fast nicht mehr seines (Freistoß – prallt zurück – zweiter Flankenversuch – geht Richtung Tor – Tormann will fangen, lässt den Ball aber durchrutschen – 1:2), aber für Spieler wie Mannschaft irgendwie trotzdem verdient.
Mehr als ein Freistoß von Max G. kurz vor Schlusspfiff (91.), den der Tormann parieren kann, sollte weiters nicht mehr herausschauen. Am Ende hat die dürftige Gesamtleistung der Vienna Vibes knapp nicht zu einem Punktgewinn gereicht und man kommt nicht umhin sich zu fragen: Welcher Mosaikstein hätte anders gesetzt werden müssen, um ein schöneres finales Gesamtkunstwerk entstehen zu lassen, welcher Meißel anders angesetzt, um das imposantere Fußballrelief zu zaubern.
Wer weiß? Vielleicht wäre das Tor von Max W. der vielumjubelte Siegestreffer oder zumindest der Ausgleich gewesen. Möglicherweise wäre dieses Tor gar nicht gefallen, wenn kurz zuvor nicht der Gegner mit seinem zweiten Tor nachgelegt hätte. Aber wäre dieses zweite Tor überhaupt passiert, hätte der USK nicht, als Folge des Rückstands, zuvor immer wieder hektisch und verunsichert aus der Defensive geeiert? Hätte Aaron den Elfmeter verwandelt, wenn der erwähnte Rückstand diese Verunsicherung nicht auch ihn angesteckt hätte? Wäre das erste Tor überhaupt gefallen, wenn der USK mit mehr Power und Elan nach vorne gespielt und nicht schon vor der Mittellinie die meisten Bälle verloren hätte? Hätten die Vibes diesen Elan gefunden, wenn sie den Münzwurf gewonnen und mit dem Wind im Rücken den Torpedos ihr Spiel aufzwingen hätten können? Hätte Kapitän Philipp statt der Zahl den Kopf wählen sollen? Ja. Aber hätte das tatsächlich alles geändert?
Fragen, die nicht beantwortet werden können, aber nach so einem Spiel dem Besiegten hartnäckig im Kopf herumspuken. Nur eines ist sicher: Am kommenden Sonntag will der USK ein anderes, besseres Gesicht zeigen und dabei weder auf das Schicksal noch auf einen günstigen Wind angewiesen sein. Gelingt das, dann werden auch die Fragen, die hinterher die Gedankenwelt beherrschen wohltuender sein.
Eine von vielen Sichtweisen von Max Gfrerer