Das Spiel:

 

Endlich wieder Liga-Fußball. Endlich wieder Atzgersdorf. Und dazu gab es mit dem SC Starchant als Auftaktgegner noch einen Hauch Nostalgie, waren diese doch schon in unserer ersten 1. Klasse-Saison ein Kontrahent. Zwei knappe Niederlagen hagelte es damals und nun waren wir natürlich auf Revanche aus.

So fröhlich wie sich diese Eingangsworte lesen war es dann leider nicht. Das lag weniger an den USK-Recken, sondern vielmehr an einem zahlenmäßig dezimierten Gegner (zehn Mann in der Startelf), der scheinbar mit Schaum vorm Mund nach Atzgersdorf gereist ist. Dass die Jungs dieses DSG-Traditionsvereins schon untereinander nicht gerade die konstruktivste Kommunikationstechnik praktizieren, war bereits bei den ersten Aufeinandertreffen ersichtlich, doch diesmal erfuhren unsere Vibes wie es sich anfühlt, wenn man diesen Gegner vom Platz schießt und der Frust dann nicht nur intern ausgelebt wird, sondern sich gegen den überlegenen Gegner richtet.

Alle haben sich lieb, nur Grumpy mag niemanden

Dabei wäre es unfair, die Mannschaft pauschal zu verurteilen, einer war sogar so nett und hat eine beim Aufwärmen aufgeplatzte Wunde von Tommy versorgt. Nein, dieser Schwall aufgestautes Proletentum hatte vor allem eine Rückennummer. Und zwar die Nummer zehn. Sie gehörte (ja, echt, wirklich, kein Witz!) dem Kapitän der Gäste. Aber dazu später mehr.

Zunächst sieht es stimmungsmäßig gar nicht so düster aus. Der USK spielt vom Start weg Sunshine-Fußball. Alle haben sich lieb, worauf in der Vorbesprechung viel wert gelegt wurde. Es steht auch schon ziemlich schnell 1:0. Pascal wird von Ricco eingesetzt, dieser fackelt nicht lange und erzielt extrem cool sein erstes Pflichtspieltor (4.) für die Vienna Vibes als wäre es sein 30tes.

In der Folge fließt alles weiter, der USK kombiniert, läuft, spielt gegen den nummerisch unterlegenen Gegner hochseriös und bombardiert das Starchant-Tor in schöner Regelmäßigkeit. Die logische Folge ist das 2:0 durch Flo (12.). Nach einem Freistoß von Philipp, den der Torhüter nur kurz abwehren kann, steht unser Neuzugang goldrichtig und trifft zum zweiten Mal in seinem zweiten Pflichtspieleinsatz.

Kurz darauf (17.) ist es ein von Moritz getretener Eckball, der den Kopf oder besser gesagt die Schulter von Max findet. Aus der kurzen Distanz ist der Starchant-Keeper einmal mehr chancenlos. Selten war eine Partie in so kurzer Zeit schon entschieden.

Nun ist auch der Starchant-Kapitän, nennen wir ihn der Einfachheit Grumpy, langsam beunruhigt und beginnt routiniert und seiner Rolle des Spielführers gerecht werdend, Mit-  und Gegenspieler zu beflegeln. Einen zugegeben etwas unglücklich geschossenen Fair-Play-Ball von Flo bekommt er zu allem Überfluss auch noch auf die Haxen, woraufhin Grumpy unsere Nummer sechs höflich fragt, ob sie ihm ins Hirn geschissen haben.

Es scheppert in schöner Regelmäßigkeit

So ganz aufgegeben hat der Sportclub des melodischen Sternensprechgesangs aber noch nicht. Ein paar Angriffsversuche vor der Halbzeit werden von unserer disziplinierten Mannschaft gut verteidigt und kurz vor der Pause (42.) in einen Traumkonter umgewandelt. Marius leitet nach einem Eckball ganz Rooney-mäßig seine eigene Torchance ein und legt nach Ballabgabe einen Hundert-Meter-Sprint hin, bei dem jede Thomson Gazelle vor Neid erblassen würde. Moritz sieht ihn dann auch im richtigen Moment und bringt die Kugel zur Mitte. Marius hält die Hufe hin und so steht es 4:0. Anerkennung allerseits. Nur Grumpy möchte noch wissen, wie man sich nach einem Eckball für die eigene Mannschaft so gschissen in die Bredouille bringen kann (dies ist kein Originalzitat, da wir ziemlich sicher sind, dass er mangels Kenntnis das Wort Bredouille nicht verwendet hat).

Egal, Halbzeit ist und beide Teams verschwinden mehr (die eine Mannschaft) oder viel weniger (die andere Mannschaft) zufrieden in der jeweiligen Kabine. In den Reihen der Vibes geht man davon aus, dass der Gegner nun noch einmal alle Kräfte bündeln wird, um sich so teuer wie möglich aus der Affäre zu ziehen. Wir hingegen wollen da voll dagegen halten und noch das eine oder andere Tor nachlegen.

Es dauert tatsächlich nicht lange (53.) und die Vienna Vibes setzen einen drauf. Wieder ist es ein herrlich herausgespieltes Tor. Moritz leitet einen weiten Wechselpass von Ricco volley auf Flo weiter, der sauber abschließt.

Die nächste Bude fällt etwas mehr als zehn Minuten später (65.). Abermals ist es ein Traumtor, diesmal von Pascal. Unser Kärntner schlenzt das Leder von der Strafraumgrenze ins rechte Kreuzeck.

Grumpy wird wütender. Er beginnt nun auch dem Schiedsrichter mitzuteilen wie oasch er ist. Währenddessen beschließt einer seiner Kollegen, dass er keinen Bock mehr hat weiterzuspielen. Er verlässt das Feld und lässt neun gebeutelte Spielkameraden am Feld zurück.

Ricco als Asylant identifiziert

Der USK spielt weiter mit der notwendigen Ernsthaftigkeit, um noch mehr Tore nachzulegen. Dies geschieht auch nur wenige Minuten später (68.). Wieder eine traumhafte Kombination, Tommy flankt (er flankt heute generell ganz bezaubernd) und Moritz knallt in der Mitte den Ball in die Maschen.

Grumpy ist inzwischen stocksauer. Aber ihm gehen die Adressaten für seine Wutanfälle langsam aus. Von uns hat er fast alle durch und von seiner Mannschaft ist kaum noch wer da. Dann entdeckt er Ricco, unseren Niederösterreicher mit persischen Wurzeln und erkennt in ihm mit seinem messerscharfen Verstand einen dieser Asylanten, die man am besten mit dem Zug dorthin schicken sollte, wo sie hergekommen sind. Gott sei Dank ist es nach Niederösterreich nicht so weit und ohnedies ist Ricco mit dem Auto da.

Ricco antwortet kurz darauf (72.) mit einem Schuss, der sich fein ins Tor senkt, nachdem er zuvor unglücklich abgefälscht wurde. Generell fällt auf, dass sich sehr oft, wenn einer der Gäste (meistens eh Grumpy, aber auch die anderen sind mittlerweile von seiner Laune und dem Spielstand angesteckt) mit einer originellen Bemerkung daherkommt, sie sich sofort eine Bude einfangen.

8:0 steht es übrigens mittlerweile. Das letzte Tor dieses Nachmittags erzielt der unwiderstehliche Flo, der heute mit drei Treffern, einem Assist und ganz viel Laufarbeit eine Weltklasseleistung abliefert. Wieder steht unser Neuzugang, der heute in der Spielmacherrolle glänzt, nach einem Schussversuch von Moritz (mit einem Tor und vier Assists heute ebenfalls weltklasse) goldrichtig.

Grumpy ist fuchsteufelswild und zieht sich die Hose runter, um „der Oiden, die dauernd eineschreit“ (der Mutter des Autors, Anm.) seinen Hintern zu präsentieren. „Fotografier moi des“, schlägt er vor.

Und das von jemandem, der vorhin noch die USK-Jungs getadelt hat, dass sie bei Fouls mehr schreien als die Kinder, die da draußen dem Match beiwohnen. Ja, da waren tatsächlich Kinder im Starchant-Anhang vertreten. Wir hoffen inständigst, dass sie in Grumpy mehr den lustigen, launischen und etwas mysteriösen Onkel, den keiner ernst nimmt, sehen und weniger ein echtes Vorbild.

Wenig später hat aber der grummelige Kapitän endlich auch etwas Grund zur Freude. Bei einem Pressball verletzen sich nämlich sowohl Max als auch sein Gegenspieler. „Jetz is eam des Lochn fagongen“, jubiliert Grumpy. Das Befinden seines Mitspielers ist für ihn in diesem Moment nebensächlich. Dass es jetzt endlich auch mal einen USKler daschnalzt hat, nachdem man sportlich so verprügelt wurde, ist in diesem Moment einfach leiwander.

Kurze Zeit später ist die Begegnung für Grumpy jedoch vorbei. Der Schiedsrichter, der mittlerweile schon ein geistiges Fahndungsfoto von Starchants Nummer zehn erstellt hat, wirft ihn in der 89. Minute überfälliger Weise mit gelb-rot vom Platz. Grumpy verabschiedet sich noch gebührend vom Publikum, ehe er schmollend außerhalb des Spielfeldes Platz nimmt und der anschließenden ausgelassenen USK-Siegesfeier beiwohnt.

So kommt es, dass sich unter schallende „Allez allez, allez allez“-Sprechchöre auch ein Bisschen „mimimimimimimi, ihr seids solche Schwuchteln“ mischt. Uns ist das egal. Wir siegen zum Saisonauftakt 9:0 und warten noch auf den ersten echten Gradmesser in dieser Saison. Wahrscheinlich wird es nächste Woche bei Valla Verde soweit sein. Wir freuen uns darauf.

 

Ein Bericht von Max Gfrerer

 

P.S.: Dieser Bericht ist selbstverständlich Grumpy gewidmet. Wir hoffen wirklich sehr, dass er ihn liest, auch wenn er ur lang ist und voll die vielen Wörter drin sind.