Tradition verpflichtet. Der Bericht zum letzten Saisonspiel wird als Gesamtrückschau auf die vergangene Spielzeit „missbraucht“. Sportlich war das Duell gegen Porzelona – oder auch Letzter gegen Vorletzter – ohnehin von überschaubarer Brisanz. Daher nur ein kurzer Blick darauf.
Wir spielen eine hervorragende erste Halbzeit, die nahtlos an die Leistungen der vergangenen zwei Partien anknüpft und gehen mit einem unverdienten 0:1-Rückstand in die Pause. In einer eher schwachen zweiten Hälfte drehen wir die Partie durch einen glücklichen Elfmeter (53., Torschütze Bobo) und ein Traumtor von Philipp (84.) noch zu einem 2:1. Der – sage und schreibe – dritte Sieg in Folge. Vier gab‘s in kompletten Saison insgesamt.
Eine komische und irgendwie versöhnliche Geschichte zum Ende hin. Hätten wir schon früher unser Rezept gefunden, dann hätten wir den Abstiegskampf sicherlich spannender gestalten können. Aber, um einen in letzter Zeit oft getätigten Spruch noch einmal zu reproduzieren: Es ist nunmal so wie es ist. Diese drei erfolgreichen Abschlusspartien können schließlich auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es die meiste Zeit der Saison an Konkurrenzfähigkeit gemangelt hat.
Abstiegskampf können wir nicht
Kurios war diese Spielzeit allemal. Vom vielversprechenden Beginn, über eine scheinbar ewig lange Durststrecke mit teilweise schrecklichen, aber auch hoffnungsvollen Auftritten, bis hin zu einem Neun-Punkte-Abschluss, mit dem zu so später Stunde auch nicht mehr zu rechnen war, hatte diese Oberliga-Saison einige überraschende Wendungen parat.
Doch was bedeutet so eine Saison für einen Verein bzw. einen (Vize-)Obmann, der es stets gewohnt war, eher vorne als hinten mitzuspielen und dann einen derartigen Bauchfleck hinzulegen? Nun, die erste Erkenntnis kommt nicht überraschend: Abstiegskampf, das kann der USK überhaupt nicht. Gerade in den berühmten „Sechs-Punkte-Spielen“ fehlte es an vielen Tugenden, die einen sportlichen Überlebenskünstler auszeichnen würden. Interessanterweise waren das dieselben Tugenden, die unsere Vibes wohl daran hinderten, seit dem Meistertitel 2018, auch in höheren Gefilden wieder den Platz ganz vorne einzunehmen.
Ja, Mentalität ist immer die erste und dankbarste Ausrede (weil nicht wirklich messbar), wenn man Erfolg oder Misserfolg erklären möchte. Tatsächlich war sie auch nur einer von mehreren ausschlaggebenden Faktoren. Ein weiterer ist sicherlich, dass in den letzten Jahren der Kader schwerwiegende Verluste hinnehmen musste. Nach und nach kamen den Vibes die so genannten „Unterschiedsspieler“ wie auch die
„Dauerbrenner“ und ebenso Menschen abhanden, die die Kabine belebten, sei es durch grobe Verletzungen oder beruflich-private Umorientierungen. Der etwas unfreiwillige Aufstieg in die Oberliga, obwohl der schleichende Exodus wichtiger Spieler in vollem Gange war, wurde daher zurecht kritisch betrachtet. Der klare Wiederabstieg sollte die düsteren Vorahnungen bestätigen.
Verlorenes Jahr vs. lehrreiche Lektion
Ob wir diese Episode in der Oberliga bereuen? Das muss jeder Spieler individuell beurteilen. Manche werden sich über ein verlorenes Jahr mit frustrierenden Matches ärgern. Andere sehen diese Spielzeit als lehrreiche Lektion. Denn gelernt haben wir definitiv Einiges. Und eines sei an dieser Stelle auch gesagt: Der Zusammenhalt in Form von Trainings- und Matchbeteiligungen sowie der allgemeinen Stimmung in beiden Teams war (mit Ausnahme der Saisonschlussphase, die paradoxerweise der erfolgreichste Abschnitt war, in der wir aber nur mit Ach und Krach matchtaugliche Mannschaften stellen konnten) beispiellos. Wir blicken daher mit großer Spannung auf die kommende Spielzeit, zumal sich einige der vorhin genannten schmerzlich vermissten Spieler(-typen) nun zurückgemeldet haben.
Ob das reicht, wird sich zeigen. Dass sich der USK nämlich nichtsdestotrotz in einer Phase der Transformation befindet, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Zeiten in denen unsere jungen, vollmotivierten und teilweise übermütigen Kicker schon fast sektiererisch stolz das USK-Wappen auf der Brust trugen, weil sie Teil von einer ganz besonderen Gemeinschaft waren, sind vorüber. Die frühen 2010er-Jahre waren eine Zeit in der jeder USK-Spieler das nächste Match kaum erwarten konnte und wir alle dasselbe wollten. Lang ist’s her. Der Verein ist in mittlerweile fast 13 Jahren erwachsen geworden. So wie viele seiner Spieler, die nun eigene Familien (neue Gemeinschaften, wenn man so will) gegründet haben, das berufliche Fortkommen stärker ins Auge fassen als das hobbysportliche.
Advanced Management
Diese Entwicklung kann man natürlich traurig finden. Oder man akzeptiert das Älterwerden eines Vereins, wie man es auch bei sich selbst akzeptieren muss. Alterung heißt nicht immer Verschlechterung. Es heißt aber ausnahmslos immer Veränderung. Mittlerweile haben sich jüngere Spieler bei den Vienna Vibes in Stellung gebracht – mit eigener Motivation, eigenen Zugängen und Auffassungen (die man als Mitdreißiger nicht immer versteht). Die Interessen innerhalb des Vereins haben sich individualisiert.
Diesen Klub zu managen ist demnach natürlich erheblich schwieriger geworden – ganz gleich, ob es sich dabei um die Zusammenstellung der Teamkader, das Einfordern von Trainingsintensität oder langfristige Commitments handelt. Andere langjährige Obmann-Kollegen in der DSG werden hier wohl zustimmen.
Warum tun wir (Obleute) uns das also noch an? Auch da haben sich die Motive im Laufe der Jahre geändert. Die Frage ist nicht an jedem Tag gleich einfach zu beantworten. Nach einem 4:2-Auswärtssieg bei Ebu Hanife tut man sich da leichter als nach einem 0:8 gegen die Vienna Internationals. Aber am Ende des Tages ist wahrscheinlich gar nicht unser Lieblingssport das Entscheidende – den könnten wir in anderer Form an anderer Stelle genauso ausüben (manchmal vielleicht sogar besser) – es sind die Leute, die man wöchentlich am Platz trifft, um gemeinsam zu trainieren, am Wochenende zu gewinnen oder sich im Kollektiv zu ärgern, dass man den Arsch versohlt bekommen hat. Viele Gesichter haben sich in den Jahren verändert, viele sind gekommen und gegangen, einige von Anfang bis heute geblieben. Was sich aber nie geändert hat, ist die Freundlichkeit, die gute Laune innerhalb des Teams, das eigentlich ein Freundeskreis ist – die Vibes, die unserem Namen alle Ehre machen.
Das es gelungen ist, diesen Wesenskern über diese lange Zeit – allen Veränderungen zum Trotz – zu bewahren, macht einen (Vize-)Obmann stolz. Und deshalb wird es uns auch immer geben. In welcher Form auch immer.