Wenn man so will, sind die (Nord-)Mazedonier die Nachfahren von Alexander des Großen. Und wenn man so will, dann hatten wir letzten Sonntag gegen die realtiv neu zusammengestellte Truppe MKD FK Vienna, solche Nachfahren am Wienerberg zu Gast. So furchterregend wie das Heer des berühmten Feldherren zu seiner Blütezeit war, als es das Persische Reich eroberte und bis nach Südostasien vordringen konnte, waren die Jungs von MKD dann aber bei weitem nicht. Auch von der fußballerischen Qualität der – man muss es fast sagen – „goldenen Generation“ um Bardhi, Alioski, Elmas und den ewig jungen Pandev, die im Moment das nordmazedonische Nationalteam bevölkern, waren unsere Testspielpartner weit entfernt.

Aber das ist freilich kein Grund für Hohn und Spott. Als wir damals drei Spiele in den Beinen hatten, waren wir auch nicht besser. Und abgesehen davon ist die Stärke des Gegners in der Vorbereitung auf die Pflichtaufgaben nur von zweitrangiger Bedeutung. Wenn man so will, dann war das eine weitere Aufwärmrunde vor dem großen Startschuss ins Jubiläumsrennen.

Goalies voll schlecht

Eine sehr seltsame Aufwärmrunde, muss man bemerken. Denn die Kontrahenten, die zwar Großteils fair agierten, jedoch eine überaus negative Körper-, (wie auch verbale) Sprache an den Tag legten, waren offenbar mit großem Ehrgeiz auf den Wienerberg angereist. Und schienen bereits nach wenigen Minuten darüber frustriert zu sein, dass sie den USK nicht wegfetzten, sondern stattdessen unterlegen waren.

Das mündete in einigen kommunikativen Glanzmomenten des MKD-Kapitäns. So wurde die Tatsache, dass der USK sein Spiel eher überlegt aufbaut, mit den Worten „Euda, der Goalie is voll schlecht, der kann ned ausschießen!“ fehlinterpretiert. Nachdem der mazedonische Spielführer diese Äußerung bei jeder Ballberührung unseres zum Glück selbstbewussten Keepers wiederholte und langsam merkte, dass sein Verhalten schon recht despektierlich rüberkam, relativierte er das mit „aba unsa Goalie is eh auch schlecht.“

Die Vibes nahmen es mit einem Lächeln. Aus gutem Grund, schließlich spielte unser Team, der Favoritenrolle entsprechend, passabel und ging mit einer 10:1-Führung in die Pause.

Angesteckt

Die Kehrseite der Medaille ist, dass die selten dünne Gegenwehr der rot-gelb-schwarzen Gegenüber, mit einer solchen Alexander wohl kaum über Griechenland hinausgekommen wäre, dramatisch ansteckend auf unser Spiel wirkte. So endete dieses seltsame Match, das der MKD-Kapitän aufgrund seiner ständig offenen Pappalatur nicht beenden durfte (wir haben trotzdem testspiel-like elf vs. elf zu Ende gespielt) „nur“ mit 12:4. Der Ausschluss hinderte den Verwiesenen natürlich nicht daran, weiterhin von draußen Expertisen wie „der Schiri is a Wahnsinn“ und „euda was will der bei uns, wir verlieren haushoch und der jubelt“, in Richtung eines Teamkollegen nach dessenTorerfolg, abzugeben.

Seine Kameraden waren eine Spur selbstkritischer und schwankten zwischen „bei uns rennt kana, alle glauben sie sind Ronaldo“ und „was wollma, vor zwei Wochen hamma alle noch Käfig gickt“.

Für uns war es nicht mehr und nicht weniger als ein notwendiger Test, der der erneut großen Anzahl an Kaderspielern die Möglichkeit gab, sich weiter warmzulaufen. Wie gut wir tatsächlich auf das, was uns demnächst erwartet, vorbereitet sind, wissen wir alle hoffentlich nach dem kommenden Wochenende. Dieser Qualifiying-Part war dazu definitv nicht aufschlussreich genug.

MG