Das Spiel:

Saisonauftakt. Die Kaderkrise ist nach wie vor nicht überwunden. Verletzungen und Urlaube sind auch in der zweiten Septemberwoche noch Programm. Dennoch stehen wenigstens elf top-motivierte und starke Leute am Atzgersdorfer Rasen, um ein erfolgreiches erstes Meisterschaftsspiel zu bestreiten. In der Kabine und beim Aufwärmen ist jedem die Konzentration anzusehen.

Verwunderlich, dass diese mit Anpfiff wie weggeblasen zu sein scheint. Viel mehr sieht diese Begegnung mit Hotel Kalčio nach einem weiteren Freundschaftsspiel aus. Einigen Spielern sieht man die unzureichende Vorbereitung an und die letzten zehn Prozent, die man benötigt, um einen ernstzunehmenden 1. Klasse-Gegner zu schlagen, werden auch nicht so recht rausgekitzelt.

Feldüberlegen ohne viel Gefahr

So versuchen es die Schwarzen von Hotel Kalčio am Anfang mit Pressing, das durchaus Früchte trägt und zur einen oder anderen gefährlichen Situation führt. Dieses Pressing halten die Gäste allerdings nicht sehr lange durch, womit auch der Anfangsdruck recht schnell nachlässt. Der USK übernimmt für den Rest der Halbzeit das Kommando, spielt aber selbst seine Angriffe zu ungeschickt um viele Top-Chancen zu erarbeiten.

In der 36. Minute läuft Marius dann doch nach einer der wenigen schönen Kombinationen alleine auf den gegnerischen Torhüter zu und hat die Riesenchance auf das Führungstor. Beim Abschluss versagen unserem Achter aber die Nerven und er setzt das Leder über das Tor.

Kurz vor dem Pausenpfiff (40.), als die scheinbare Überlegenheit die Vibes zu sehr in Sicherheit wiegt, kann das Hotelpersonal in Person von Maximilian Knöbl allzu seelenruhig durch unsere Hintermannschaft spazieren. Ernsthafte Attacken unsererseits bleiben aus und so sitzt der Abschluss perfekt im Netz. Eine Führung aus dem Nichts, war es schließlich die erste echte Chance der Auswärtsmannschaft, aber mit herzlicher Einladung unserer Rot-Weißen.

Ohne Gegenwehr

In der Kabine versucht Kapitän Philipp unsere Mannschaft aufzurütteln, damit endlich die Art von Fußball gespielt wird, die unserem Verein würdig ist.

Die Bemühungen sind gleich nach Wiederanpfiff sichtbar. Schon einer der ersten Angriffe bringt die Belohnung. David steht bei einer Corner-Ablage von Flo goldrichtig und trifft zum Ausgleich in der 47. Minute.

Das Selbstvertrauen ist wieder da. Als es danach aussieht, als könne der USK das Ruder herumreißen folgt der nächste Nackenschlag. Ein Hotel-Freistoß in der 55. Minute geht an Freund und Feind vorbei und verwandelt sich in das nächste Gegentor.

Dann halt nochmal von vorne, denken sich die USK-Spieler und erhöhen den Druck ein weiteres Mal. Gerade in einer Phase, in der der Ausgleich in der Luft liegt, führt ein weiterer schwerer Patzer zur Vorentscheidung. Ein Pass ins Mittelfeld wird abgefangen und zur Mitte gebracht. Der ungedeckte Knöbl trifft zum zweiten Mal an diesem Nachmittag (73.).

Es sind die schrecklichsten Minuten in diesem Spiel. Die Vienna Vibes hadern mit sich selbst und vergessen komplett auf Kampf und Konzentration. Hotel Kalčio kann nun immer wieder wie das Messer durch die Butter durch unsere Defensivreihen spazieren. Der Tiefpunkt ist das 1:4 (77.), bei dem sich Alaa Hindi gegen drei Gegenspieler durchsetzt und gekonnt abschließt.

Sommerferien im Kopf

Viel zu spät raffen sich die Rot-Weißen noch einmal auf und erkennen, dass es nun auch um Anstand und Ehre geht. Immerhin wird die letzte Viertelstunde dieses Spiels wieder ordentlich und druckvoll gespielt. Max gelingt mit dem 2:4 in der 82. Minute noch Ergebniskosmetik.

Am enttäuschenden Saisonauftakt ändert das jedoch nichts mehr. Besser kann man nicht demonstrieren, was eine fast 90-minütige Feldüberlegenheit wert ist, wenn man mit dem Kopf nicht zu hundert Prozent bei der Sache ist.

Die Tage danach stehen nun im Zeichen der Aufarbeitung und der Hoffnung, dass es uns am kommenden Sonntag besser gelingt, die Sommerferien in unseren Köpfen abzuschütteln.

Ein Bericht von Max Gfrerer