Das Spiel:
Deportivo Nacional, eines der Teams aus der ersten USK-Saison in der 2. Klasse. Damals hatten die Lateinamerikaner schon Schwierigkeiten, den Ball zu treffen. Heute laufen die Deportivos in der 1. Klasse auf, nachdem sie in der letzten Spielzeit als Zweitplatzierte einen Aufstiegsplatz ergattern konnten. Immer interessant zu sehen, wie sich die DSG-Teams im Laufe der Jahre unterschiedlich entwickeln.
An diesem Sonntag traten die größtenteils südamerikanisch verwurzelten Gäste, von denen man auch immer mal wieder welche bei der Wiener Fußball WM trifft, in einem stark veränderten Gesicht in Atzgersdorf an, das dem vorangegangenen Aufstieg etwas Logik gab. In der offensive haben sich zwei, drei schnelle und technisch starke Spieler versammelt, die der einen oder anderen Abwehr sicherlich Kopfzerbrechen bereiten. An der Spielphilosophie hingegen hat sich nicht so viel verändert. Die schnellen, technisch guten Spitzen werden weiterhin beinahe ausschließlich mit hohen Bällen versorgt.
Dominante Vibes
Das führte kurz nach Anpfiff zu einer Schrecksekunde, als die USK-Verteidigung geistig noch nicht am Platz war und Dpeorivo-Stürmer Marcos Tavares alleine vor Tormann Philipp auftauchte. Sein Überheber fällt allerdings zu schwach aus, sodass unsere zurückeilenden Defender eingreifen können. Ein Weckruf zur rechten Zeit, der Gegner war am Anfang noch nicht einmal vollzählig. Der elfte, zwölfte und dreizehnte Mann kamen tröpfchenweise fünf bis zehn Minuten nach Spielbeginn. Änderte allerdings nicht viel an der Spielausrichtung beider Mannschaften.
Die meiste Zeit ist die USK-Hintermannschaft gut auf die hohen Bälle und die explosive Offensive der Deportivos vorbereitet. Auf der anderen Seite wird die bei weitem nicht so begabte Defensive der Gäste stark unter Druck gesetzt. Die Vibes werden von Minute zu Minute dominanter und erspielen sich eine Vielzahl an Tormöglichkeiten.
Im Gegensatz zur letzten Woche wirkt die USK-Mannschaft spielerisch entschlossener, mutiger und wesentlich druckvoller, kurz gesagt, wie ausgewechselt. Zwölf Minuten dauert es und eine schöne Kombination wird durch Milan zur Führung vollendet. Und wieder ist eine Verbesserung zu vergangenen Wochen erkennbar. Die Vibes steigen in der Folge nicht vom Gaspedal, lassen sich nicht von zahlreichen Spielunterbrechungen aus dem Konzept bringen und gehen auch auf keine Scharmützel mit Gegner oder Schiedsrichter ein. Es wird weiter kombiniert, brilliert und dominiert.
Resultat ist das sehenswerte 2:0 durch Martin in der 34. Minute. Luca im Angriff am Ball lässt den Torhüter ins Leere hechten, um uneigennützig auf seinen Sturmpartner abzulegen. Dieser bezwingt locker den auf der Linie stehenden Feldspieler und dreht in Richtung jubelnder Teamkollegen ab.
Das 2:0 wird souverän in die Halbzeitpause verwaltet. Generell bekommen die zahlreich erschienenen Zuschauer äußerst unterhaltsamen Fußball geboten. Die Vibes zeigen eine lange nicht mehr gesehene Spielfreude, die unsere Fans ein ums andere Mal in Verzückung versetzt. Die Devise für die zweite Hälfte ist klar: Nachlegen, bevor es nochmal unnötig spannend wird.
Und tatsächlich werden die spielerische Linie sowie der hohe Druck beibehalten. Das 3:0 durch Luca (60.) nach einer herrlichen Kombination ist die logische Folge. Auch danach spielt der USK munter weiter, selten sind unsere Rot-Weißen innerhalb von 90 Minuten so konstant aufgetreten.
Die Null fällt kurz vor Schluss
Umso ärgerlicher, dass der immer ungefährlicher werdende Gegner in der 79. Minute das Shutout zerstört. Ein Eckball wird von Philipp aus dem Strafraum geklärt, von dort zieht Sandro Pico Sanchez ab und trifft punktgenau ins Eck. Ein Tor, das kaum zu verteidigen ist.
Die Gäste schöpfen neue Hoffnung, Martin zerstört sie in zwei Versuchen nur fünf Minuten später wieder per Kopf (84.). Das Kopftor von Deportivo Nacional nach einem neuerlichen Eckball in der 87. Minute ist eine für uns etwas ärgerliche Ergebniskosmetik.
Schlussendlich gewinnt der USK äußerst souverän und ungefährdet mit 4:2 und holt damit erstmals drei Punkte in dieser Saison gegen einen Gegner, der ohne große Überraschungen unserem Matchplan in die Hände spielte. Immerhin, die erwartet große Holzerei ist ausgeblieben, wobei der eine oder andere Gegenspieler ohne Faustschläge, Tritte und ausgestrecktem Mittelfinger über 90 Minuten nicht auskommt. Aber in Summe war das alles wesentlich angenehmer als erwartet.
Neues gibt es übrigens an der Kleinhäusler-Front. Erinnert ihr euch noch an den selbsternannten Sheriff von Atzgersdorf, der uns bösen Buben den Ball nicht zurückgeben wollte, weil wir auf einer Sportanlage der Stadt Wien (an der das Pärchen sich dummer Weise angesiedelt hat) gemeiner Weise Fußball spielen?
Nun in seinem heldenhaften Rechtsstreit mit dem ASKÖ scheint das Ehepaar Fadimschädl noch nicht so recht weitergekommen zu sein, was die Herrschaften nun während des Matches dazu veranlasste, mit Trillerpfeife am Fenster zu sitzen und alle zwei Minuten für Irritationen zu sorgen. Schon die Aktion mit der verweigerten Ballrückgabe war traurig, doch nun erntet das Ehepaar aus Blockwarthausen endgültig das tief empfundene Mitleid des Autors. Wer an einem Sonntagnachmittag nichts Besseres zu tun hat, als in dieser jämmerlichen Art und Weise zu versuchen (es blieb beim Versuch), ein Hobbyfußballspiel zu stören, der muss ein wahrlich trauriges Leben führen. Soweit das Wort zum Sonntag.
MG