Fußball ist schon eine seltsame Sportart. Wenige hätten zu diesem Zeitpunkt nur einen Cent auf einen Auswärtssieg des USK in dieser 20. Runde der sich gen Ende neigenden DSG-Saison gesetzt. Nicht gegen Union Josefstadt, die wir schon im Hinspiel in 90-minütiger Überzahl nicht biegen konnten. Nicht nach dem jüngsten Rekord-Debakel gegen den Oberliga-A-Meister. Nicht nach sage und schreibe zwölf (Pflichtspiel-Niederlagen) in Folge. Und auch nicht mit den notdürftig zusammengekratzten elf Spielern, die die Reise in die Baumgasse im dritten Wiener Gemeindebezirk unternahmen.

Vielleicht hätte am ehesten noch unser ewig hoffnungsvoller Kapitän sein Geldbörsl geöffnet, dem seine Freundin noch ein sinngemäßes „Des wird heut eh wieder nix oder? Sei also bitte nicht allzu traurig, wenn du heimkommst“ mit auf den Weg gab. Dieser entgegnete nämlich in unerklärlich weiser Voraussicht: „Na, heut gewinnen wir!“

Spektakel übertüncht Trostlosigkeit

Woher diese Zuversicht kam, war zu Anfang des Spiels nicht zu erahnen. Viel eher war diese Begegnung mit den, auch nicht gerade eine Top-Saison hingelegt habenden, Josefstädtern von Trostlosigkeit gezeichnet. Nasses, schirches Wetter und exakt so viele Personen am Platz, wie man zur Durchführung benötigt, sprich zweimal elf Fußballer und drei Schiris (wobei man über die Notwendigkeit von Assistenten in der DSG trefflich streiten kann, was wir auch gerne tun). Nicht einer mehr wollte sich dieses Spektakel antun. Übrigens auch kein Zuschauer.

Die Daheimgebliebenen konnten ja nicht ahnen, dass sie an diesem Sonntagabend einiges verpassen würden. Vor allem einen USK in schon lange nicht mehr dagewesener Spiellaune. Die Vibes lassen vom Anpfiff weg Ball und Gegner laufen, erspielen sich hochkarätige Tormöglichkeiten und münzen diese zur Abwechslung durch Justin und Max G. auch in Zählbares um. Zur Halbzeit steht es trotzdem „nur“ 2:1, weil wir kurz vor dem Pfiff noch ein sehr vermeidbares Freistoßtor kassieren.

Doch heute spielt ein anderer USK, als in den letzten Wochen (Monaten). Ein USK, der in seiner spielerischen Dominanz, seiner Aggressivität, seiner an den Tag gelegten Freude am Fußball, an fast vergessene Zeiten erinnert.

Als wäre nix gewesen

Da wirbelt unser Ur-Kapitän Philipp im Sturm wie zu seinen besten Zeiten, dort dribbelt und netzt Lenny per Doppelpack, als hätte es diese Seuchensaison nie gegeben und der Rest der Löwenbande wirft sich ins Zeug, als ginge es für uns noch um irgendetwas. Der Spielstand von 6:1 in der 80. Minute spricht Bände.

Den Schlusspunkt zum 6:2 setzen dann nochmal die Gastgeber per Elfmeter (85.) verdientermaßen, weil bei uns am Ende, angefacht vom wiederentdeckten Offensivgeist, fast jeder übereifrig nach vorne rennt, um sein Tor zu schießen und die Ordnung dadurch völlig verloren geht.

Es sei in diesem Fall verziehen. Es war ein Spiel, dass nach langer Zeit endlich wieder uneingeschränkt Spaß bereitet hat. Ein Spiel, dass Vienna Vibes gezeigt hat, wie wir sie sehen wollen. Ein Spiel, das Hoffnung macht.

MG