Das Spiel:

Saisonauftakt. DSG-Cup. 1. Runde. Das Motto „Alles neu beim USK“ haben wir jetzt schon oft genug strapaziert. Doch angesichts des brisanten anstehenden Duells gegen den Twentyone FC im WSK Trainingszentrum war man geradezu verleitet, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, der für eine mentale Vorbelastung anstelle neuen Selbstbewusstseins sorgen hätte können. Daher wurde im Vorfeld gezielt versucht, Worte wie „Revanche“, „diesmal packen wir’s“ oder sonstige Reminiszenzen an die unglückliche letzte Saison zu vermeiden.

An diesem Samstagabend stand eine neu errichtete Mannschaft mit deutlich breiterer Brust als bei der letzten Begegnung auf dem Platz. Und das sollte der Gegner zu spüren bekommen. Die harte Vorbereitung mit zahllosen Konditions- und Krafttrainingseinheiten sollte nicht umsonst gewesen sein.

Und dann das. Die Partie beginnt wie die letzten Pflichtspiele vor der Sommerpause auch schon. Der USK unternimmt alles, investiert einiges und steht plötzlich mit 0:2-Rückstand da. Aber der Reihe nach.

Frühe scheinbare Aussichtslosigkeit

Die Vibes beginnen durchaus gefällig und erspielen sich ein, zwei brauchbare Möglichkeiten. Die Hundertprozentigen wollen zunächst nicht herausschauen, da der letzte Pass meistens eine Spur zu ungenau ausfällt. Grundsätzlich aber passen Leidenschaft und Spielfreude in der Anfangsphase auf Seiten der Rot-Weißen.

Mitte der ersten Halbzeit lässt der Biss jedoch etwas nach und Twentyone profitiert von dem einen oder anderen Ballverlust im Spielaufbau. Daraus resultiert auch ein Stangenschuss.

Kurz darauf ist Jasmin bei einem Eckball leider etwas zu ungestüm im Zweikampfverhalten und der Schiedsrichter zeigt plötzlich auf den Punkt. Ein zwar nicht völlig weg zu argumentierender, aber ein für DSG-Verhältnisse selten hart gepfiffener Elfmeter.

Alles Beschweren hilft freilich nichts und Twentyone-Kapitän Markus Lenhard lässt Philipp im Tor keine Chance (33.), obwohl dieser die richtige Ecke errät.

Die Vibes sind ob der noch langen Spieldauer nicht großartig geschockt und ziehen ihr Spiel weiterhin durch, wenn auch nicht mehr so zielstrebig wie noch zu Beginn der Partie. Auch Twentyone brennt in dieser Phase kein spielerisches Feuerwerk ab, doch durch die Führung macht sich etwas mehr Selbstvertrauen auf Seiten der Gastgeber bemerkbar.

Selbstvertrauen, das sich bei der Nummer elf  in Blau in der 40. Minute bemerkbar macht. Thomas Koppitsch zieht von der halbrechten Seite einfach mal ab. Der auf den ersten Blick ungefährlich aussehende Ball nimmt eine für unseren Tormann üble Flugkurve und segelt über seine Arme hinweg ins Netz. Unhaltbar oder nicht, zu diesem Zeitpunkt egal. Es steht 0:2, obwohl unser Team so schlecht nicht spielt. Erste Verzweiflungserscheinungen sind unseren Jungs in dieser noch jungen Saison ins Gesicht geschrieben. Daran ändert auch die hundertprozentige Möglichkeit von Darko nichts, der kurz vor der Pause alleine vor dem Tormann scheitert.

Der Hoffnung folgt der Genickschlag

In der Halbzeitpause richtet das Trainerteam unsere Köpfe wieder auf. Jeder weiß: Ein schnelles Anschlusstor und der Kunstrasen des WSK-Trainingszentrums brennt.

Gesagt, getan. Mit etwas Glück bringt Martin unsere Vibes nur drei Minuten nach Wiederanpfiff (48.) zurück ins Spiel. Ein Schuss von ihm wird so abgefälscht, dass er in ähnlicher Bogenlampenkurve über den chancenlosen Twentyone-Torhüter saust wie es vorher auf der anderen Seite passiert ist.

Die Hoffnung kehrt zurück und alle Rot-Weißen pushen sich gegenseitig. Nur drei Minuten später folgt eine Szene, die normalerweise vielen Mannschaften das Genick bricht. Kaum ist die Partie wieder spannend, kommt dem blauen Spielmacher Heimo Neuhold einer aus und landet Punktgenau im Kreuzeck. Ein Traumtor, dass erneut wieder verzweifelte bis hin zu zynisch lachende Minen in die USK-Gesichter zurückbringt. 1:3, der USK steht mit einem Bein vor dem Aus im DSG-Cup.

Die Antwort sind wütendere Angriffe und höheres Pressing unsererseits. Der Ball läuft weiterhin ganz gut, die Chancen werden aber zunächst nicht reingemacht. Doch die erarbeitete körperliche Fitness beginnt sich langsam auszuzahlen, während des Gegners Kräfte sichtlich schwinden. Die Räume werden größer, die USK-Angriffe dadurch noch flüssiger. Im Gegenzug kann Twentyone nicht mehr wirklich produktive Gegenangriffe starten.

Die logische Folge ist, dass Flo in der 65. Minute im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht wird. Im Gegensatz zum ersten ist an diesem Elfmeter nicht zu rütteln. Milan übernimmt und trifft standesgemäß. Wieder nur ein Tor Rückstand.

Wir holen was uns zusteht

Nun brennt der Platz wirklich. Jeder in den USK-Reihen spürt, dass jetzt wieder alles drin ist. Angriff um Angriff rollt nun auf des Gegners Gehäuse. Der Ausgleich fällt spät, aber er fällt (80.). Nach einem Eckball ist der nicht nur in dieser Situation alles überragende Martin zur Stelle und köpft aus kurzer Distanz ein.

Großer Jubel, doch jeder weiß, dass das alles nichts wert war, wenn das Schicksal in wenigen Minuten im Elfmeterschießen nicht auf unserer Seite ist. Deshalb ist eines gewiss: Wir wollen diese Partie noch in der regulären Spielzeit drehen.

Kein einziger der tapferen USK-Mannen steigt vom Gas herunter. Schon gar nicht der frisch eingewechselte Pippo, der sich kurz nach dem Ausgleich zu einem riskanten Tackling im Strafraum entschließt. Der Elfmeterpfiff bleibt zu unserem Glück aus. Hier hätten wir uns nicht beschweren dürfen, auch wenn Pippo beteuert, er habe seinen Gegenspieler kaum berührt. Die Heimischen sahen das verständlicherweise ganz anders.

Trotzdem. Dem Spielverlauf besser entsprechend, kommt die zu diesem Zeitpunkt fittere und wachere USK-Mannschaft in der 85. Minute ein weiteres Mal vors Tor. Dabei profitiert der heute sehr umtriebige Milan von einer missglückten Kopfballrückgabe einer erfolgreich unter Druck gesetzten Twentyone-Abwehr. Vor dem Torhüter am Ball spitzelt unsere Nummer zehn diesen am Keeper vorbei in die Maschen. 4:3. Wir haben die Partie gedreht. Wahnsinn. Was für ein Kampfgeist. Zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass wir diese Partie gewinnen werden, dass wir eine Runde weiter kommen werden. Kilometerbreite Schultern auf der einen stehen hängenden Köpfen auf der anderen Seite gegenüber. Twentyone wirft noch einmal alles nach vorne, es fehlt allerdings an Kraft und Ideen, um in den letzten Minuten noch einmal gefährlich zu werden.

So steht der USK Vienna Vibes mit einem in Summe verdienten Sieg in der zweiten Runde des DSG-Cups. Was für ein Erfolgserlebnis zu Beginn dieser Saison, der umso höher einzuschätzen ist, bedenkt man, dass dem Gegner heute ziemlich viel aufgegangen ist und wir ihn trotzdem besiegen konnten. Der Blick in die USK-Geschichtsbücher offenbart nur eine derartige Aufholjagd in einem weit weniger wichtigen Spiel. Das muss einfach Kraft und Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben bringen. Zudem haben wir den Herbstdurchgang hiermit um ein ganz besonderes Spiel verlängert. Wir dürfen uns im November mit der Liga-Mannschaft des FC Gießhübl messen.

Bis dahin gilt es die anstehenden Meisterschaftsspiele mit einer ähnlichen Leidenschaft wie an diesem Samstag zu bestreiten.

MG