Dass wir mit dem Titelverteidiger und Double-Sieger – dazu noch auswärts – nicht gerade das angenehmste Cup-Los gezogen hatten, haben wir ja schon lang genug breitgetreten. Dennoch hatten wir uns, trotz objektiv gesehen, geringer Aufstiegschancen einiges vorgenommen. Wir wollten zumindest auf das stolz sein, was wir an diesem schwülen Abend gegen den großen Favoriten auf den Platz bringen würden. Die Südtiroler sollen erstmal hart kämpfen müssen, wenn sie schon den fix eingeplanten Einzug in die nächste Runde bewerkstelligen würden.
Und dann beginnt das Spiel gleich mal richtig beschissen.
Max G. bekommt nach einer Minute einen Schuss im Strafraum an den herabhängenden und null abgespreizten Unterarm geschossen. Der Schiri zeigt auf den Punkt. Damit fügt er sich nahtlos in die nicht vorhandene nationale wie internationale Schiri-Linie ein. Alles und nichts ist Handspiel. Arzt-Termin für die Arm-Amputation ist gebucht. Ändert aber leider nichts daran, dass der USK gleich mal mit einem geschenkten 0:1 in diese eh schon schwere Begegnung startet.
Das MaxL-Wunder
Nur ist das unseren Vibes herzlich egal. Sie spielen mutig, aggressiv, offensiv und zeigen den Herren aus Österreichs heimlichstem Bundesland, dass es so einfach dann doch nicht wird. Beispiel gefällig? Kurz nach dem Rückstand taucht Philipp alleine vor dem Gegnertorhüter auf, setzt das Leder aber an die Innenstange.
Noch ein besseres Beispiel? Der USK setzt sich auf der linken Seite durch, Außenverteidiger Max L. kommt an den Ball und tut etwas, womit keiner der Anwesenden gerechnet hat. Nicht die Südtiroler, aber noch viel weniger Maxens Mitspieler.
Ein kurzer Exkurs zurück aufs Trainingslager (oder jedes einzelne Training bei dem Max da war): Max gehört zu jenen Spielern, die in einer Ruhepause gerne mal aufs leere Tor fetzen – mit überschaubarem Erfolg. Doch kaum jemand ist dabei unbeirrbarer als unser MaxL. Ball um Ball richtet er sich her, Ball um Ball fischt er aus dem Gebüsch, nur um den 98. und 99. Anlauf zu wagen. Man muss es so sagen: Mittlerweile sind MaxLs Torschüsse ein Running Gag, den unser Außenbahnspieler mit fast schon bewundernswerter Beharrlichkeit persönlich am Laufen hält. Fast so als würde er sich denken: „Lacht nur, euch werd ichs eines Tages zeigen!“
Tja. Zurück auf den Red Star-Platz – Cup-Spiel gegen Südtirol 07 – 19. Minute. Und MaxL zeigt es uns so richtig. Ohne lang nachzudenken hält er von der linken Strafraumkante drauf und schlenzt das Leder ins lange Eck. Wenn’s Messi macht, ist’s Weltklasse. Und wir staunen sowieso mehr, als wir es bei jeder Messi-Aktion jemals getan haben.
Doch Südtirol ist nur kurz geschockt. Der offene Schlagabtausch geht weiter und kurz vor der Pause (39.) gehen die Gastgeber erneut in Führung.
Noch kürzer vor der Pause kommt Lenny im Strafraum an den Ball (45.) und vollendet zum abermals vielumjubelten Ausgleich. Dann ist Halbzeit. Der Gegner weiß nun, wer wir sind. Jetzt gilt es das Momentum auf unserer Seite zu halten.
Das gelingt auch nicht schlecht. Mit der Hereinnahme von Zehn-Minuten-Justin kommt noch zusätzlicher Schwung über unsere rechte Seite, ehe er nach besagter Zeit angeschlagen wieder ausgewechselt werden muss. Immerhin: Es reicht für einen gefährlichen Fallrückzieher und ne gelbe Karte.
Am Haken
Die Mannschaftsleistung reicht sogar für noch mehr. Denn in der 52. Minute kommt Philipp an den Ball, nutzt einen Moment der Unruhe in der vielbeschäftigten Südtiroler Abwehr und verwandelt zur erstmaligen Führung. Riesenjubel auf der einen Seite, lautstarke italienische Diskussionen auf der anderen. Jeder spürt es: Der Gegner ist am Haken.
Doch der Gegner ist auch einer von großer Klasse, der sich dann doch nicht so einfach aus der Ruhe bringen lässt. Die gefährlichen Angriffe der Heimischen häufen sich. Zwei Stangenschüsse und eine Glanzparade von Hans bringen sie nahe an den Ausgleich. Dass dieser dann aus einem Gestocher nach Eckball passiert (70.), ist zwar ärgerlich aber nicht unverdient.
Die Kräfte der Vibes schwinden nun merklich. Der harte Kampf über 60-70 Minuten fordert seinen Tribut – und die SG Südtirol spielt nun ihre Klasse aus. Wir bekommen die Lücken in der Hintermannschaft für die zahllosen exakten Tiefenpässe nicht mehr geschlossen und so fällt das 3:4 aus einem solchen Angriff in der 75. Minute.
Wir geben noch einmal alles, doch wir bringen kaum mehr so gut strukturierte und durchdachte Angriffe auf die Reihe wie über weite Strecken des Spiels. Südtirol ist dem fünften Tor zu diesem Zeitpunkt näher als wir dem Ausgleich.
So kommt es dann auch. In der 85. Minute schnürt Daniel Moser seinen Viererpack und schießt den Titelverteidiger endgültig in die nächste Runde.
Was für ein Spiel. Wir gehören nicht zu denen, die sich Niederlagen schönreden oder für Teilerfolge abfeiern. Unterm Strich sind wir zum frühestmöglichen Zeitpunkt aus dem Cup ausgeschieden. Auch ist es uns nicht gelungen die zwischenzeitliche Führung souverän heimzuspielen und die darauffolgende Drangphase zu überstehen. Aber dennoch: Wir haben gegen eine der stärksten Mannschaften, gegen die wir seit langer Zeit gespielt haben nicht nur dagegen-, nicht nur mitgehalten, sondern sie regelrecht ins Wanken gebracht. Der gezeigte Mut, die spielerische Qualität, die Leidenschaft, der Teamspirit machen Lust auf mehr und wecken Vorfreude auf die nun startende Meisterschaft.
Es fällt schwer, nicht stolz zu sein.
MG