Das Spiel:

 

Eines sei vorweg gesagt: Um den folgenden Spielbericht richtig einordnen zu können, sollte man diesen (gegnerischen) hier vorher gelesen haben. Außerdem verzichtet der Autor ausnahmsweise auf gewisse redaktionelle Grundregeln. So ist dieser Spielbericht bewusst ein Bissl rot-weiß (im übertragenen Sinne) eingefärbt und nicht mit der gewohnt unglaublichen Objektivität eines Max Gfrerer ausgestattet, die der geneigte Leser von ihm normalerweise erwartet. Außerdem ist da und dort ein Wechsel in die Ich-Perspektive eingestreut und die stellenweise flapsigere Ausdrucksweise ist bitte ebenso zu entschuldigen. Trotzdem dient diese neu entdeckte Subjektivität keinesfalls dazu, dem Gegner nachträglich eins reinzuwürgen, das sei vorsichtshalber betont, der USK Vienna Vibes hat mit der Sektion Westside schließlich, mal abgesehen vom Ergebnis keine allzu unliebsamen Erfahrungen gemacht.

Warum also diese Abweichung von der Norm? Nun, erstens wird es über kurz oder lang einfach langweilig immer im gleichen Stil zu schreiben. Zweitens bannt der Blick mit dem lachenden Auge auf das Geschehene die Gefahr, dass dieser Spielbericht zu einer Schimpftirade gegen das eigene Abwehrverhalten ausartet. Und drittens muss das eigene Ego nach dieser 1:5-Klatsche noch immer ein Bisschen gestreichelt werden.

Sektion überrumpelt uns, wir brauchen ein bissl

So aber jetzt geht’s um Fußball. Die ersten zwei Minuten zeigen leider wieder, dass alles „scheißt’s euch nicht an“, „spielt ohne Respekt“ und „konzentriert euch vom Start weg“, frei nach Didi Kühbauer, für die Würschte war. Westside-Spieler Gerhard Schiesterl nützt einen Stellungsfehler geht am zu zögerlichen Hans auch noch vorbei und schießt(erlt) das 1:0. Deja-Vu? Ja, da war doch was. Gegen die Vindobona Rangers haben wir genauso begonnen.

Verweis an dieser Stelle: Bis zu diesem Zeitpunkt deckt sich unser Spielbericht noch mit dem des Gegners. Zwei Minuten gespielt, der USK begeht seinen ersten Fehler und die Sektion führt. Passt soweit.

In weiterer Folge brauchen unsere Jungs einige Zeit, um ins Spiel zu finden. Die Sektion ist schon längst dort. Immerhin haben sie ja auch mit 1:0 angefangen und wir spielen ja auf deren Heimplatz und das Publikum ist auch mehrheitlich gegen uns. Also alles ziemlich unfair eigentlich. Apropos Heimplatz: Ein Traum-Rasen war das übrigens, das muss erwähnt werden. Wäre Vösendorf nicht am Arsch der Welt, dann würde es sich ja glatt anbieten, dort zukünftig die Heimspiele auszutragen.

Doch auch der klar favorisierte Gegner begeht Fehler in der Hintermannschaft. Einer davon führt in der achten Minute zum Ausgleich durch Peter. Die Westside-Defensive bringt den Ball nicht weg, der Ball landet vor den Füßen unseres Vierers und der schlenzt den Ball ziemlich genau ins Kreuzeck.

Die Hoffnung kehrt zurück, die spielerische Linie hält aber nach wie vor nicht wirklich Einzug ins unseren Reihen. So kommt die in blau-schwarz spielende Sektion zu weiteren guten Chancen, die Hans hervorragend entschärft und seine Lethargie beim ersten Gegentor wieder gut macht.

Verweis an dieser Stelle: In dieser Phase wird ein Tor der Vösendorfer wegen Abseits aberkannt und zweimal Elfmeter reklamiert. Laut Gegner-Spielbericht alles klare Fehlentscheidungen. In meinem Spielbericht lege ich mich vorsichtig auf einen halben Elfmeter fest weil so wie der Christof da einmal in den Zweikampf gegangen ist, haben wir alle ein Bisschen geschwitzt, aber trotzdem hat sich gerade in dieser recht kampfbetonten Partie doch alles an oder unterhalb der Fairnessgrenze abgespielt. Das sicherlich sehr knappe Abseits kann um Himmels Willen keiner der Spieler am Platz richtig beurteilen und schon gar nicht die ca. zwei Kilometer entfernte Westside-Bank. Deshalb tue ich es auch nicht.

Nach Rückstand drehen wir auf

Außerdem schießen die Gastgeber in der 20. Minute sowieso nicht unverdient den erneuten Führungstreffer. Nach einem Eckball wird der Ball zu kurz geklärt und das Rausrücken findet zu zögerlich statt. So kann Alexander Bayer den Ball von der Strafraumgrenze ungehindert versenken und wir laufen wieder einem Rückstand hinterher.

Gegen Ende der ersten Halbzeit finden die Vibes auch endlich ihren Rhythmus und checken, dass der Gegner zwar stark ist, man aber deshalb nicht zur Salzsäule erstarren muss und auch mitspielen kann. So klopfen unsere Leute doch hin und wieder am gegnerischen Sechzehner an. Eine sehr gute Möglichkeit vergibt Gabriel, der alleine vor dem Torhüter auftaucht, aber ins Außennetz schießt.

Kurz vor der Halbzeit kommt der USK zur absoluten Top-Ausgleichschance, als gleich drei Versuche notwendig sind, um den Ball nicht im Tor unterzubringen. Mit viel Einsatz werden alle Schüsse unserer Offensivkräfte abgeblockt, bevor sie den schon geschlagenen Torhüter überwinden können.

Zur Halbzeit werden alle Köpfe noch einmal aufgerichtet und der Teamgeist und das ganze Blabla noch mal beschworen. Außerdem rechnet unsere Mannschaft damit, dass die Sektion in den ersten Minuten mit der Wut im Bauch agieren wird und versuchen wird, schnell alles klar zu machen. Das Gegenteil tritt aber ein. Der USK ist nun drückend überlegen und kommt zu hochkarätigen Torchancen. Die Beste landet erneut in einer Eins-Gegen-Eins-Situation an der Stange.

Die Nerven sind bei Sektion Westside nun etwas angespannt, was sich in immer wiederkehrenden internen Keppeleien ausdrückt, während der USK immer mehr Selbstvertrauen dazu gewinnt. Nicht auszudenken welche Wendung dieses Spiel hätte nehmen können, wäre der zu diesem Zeitpunkt absolut verdiente Ausgleich gefallen.

Verweis an dieser Stelle: Der Autor des gegnerischen Spielberichts kann in dieser Passage gar nicht fassen, dass da eine Mannschaft nach Vösendorf gekommen ist, die auch Fußball spielen kann („Die Vienna Vibes kamen auf und kontrollierten auf einmal die Partie und das bei einem Heimspiel der ‚Sezione’.“). Macht aber nix. Hätten wir unsere ersten Gegner mit Handballergebnissen vom Platz geschossen, wäre das wohl auch für uns ein kleiner Kulturschock.

Am Ende wird’s deutlich

Und dann kommt es natürlich wie es kommen muss. Wer die Tore nicht schießt, der bekommt sie dann eben hinten (derjenige, der diesen Spruch erfunden hat, gehört sowieso mal sonderbehandelt). Und klarerweise, um die Symbolik noch zusätzlich zu verstärken, wird das Leder dann nicht einfach sauber ins Tor geknallt, sondern klatscht in der 68. Minute von Christofs Rücken, gegen die Laufrichtung des armen Hans ins Netz.

Verweis an dieser Stelle: Der Gegner beschreibt diese Phase des Spiels im Originalwortlaut so, dass er unser Team hat „klassisch zuwe schnuppern lassen“, ehe dann wieder ein paar Gänge raufgeschaltet wurde und die natürlichen Kräfteverhältnisse wieder hergestellt waren. Kann ich jetzt so auch nicht unterschreiben, andernfalls steckt bewundernswertes mathematisches Kalkül dahinter, uns ein paar Hundertprozentige am Silbertablett zu servieren (mit einkalkuliert, dass wir die alle verkacken) und dann quasi aus dem Nichts aus 25 Metern unserem Abwehrspieler den Ball auf den Rücken zu zimmern. Sonst kam von den Gastgebern eigentlich wenig in Halbzeit zwei.

Durch das vorentscheidende 1:3 ist die Vibes-Moral zerstört und das Selbstvertrauen wieder in die Reihen der Gastgeber zurückgekehrt. Hier muss man zugeben, dass die Vösendorfer es in der Schlussphase hervorragend verstehen unsere Gebrochenheit auszunützen und im Gegensatz zu uns auch ihre Chancen verwerten. Zunächst wird aus einem Konter, der durch Dominik Kofranek in der 77. Minute abgeschlossen wird das 1:4 nachgelegt.

Kurz vor Schluss (85.) liegt unserem eben zuvor eingewechselten Daniel die Tordifferenz so sehr am Herzen, dass er für den bereits geschlagenen Hans, den Ball nach einem Eckball von der Linie klärt. Leider mit den Händen. Die rote Karte wegen Torraubs ist unausweichlich, genauso wie der zum 1:5 verwandelte Elfmeter durch Wetside-Kapitän Laurenz Stoisser.

Dieses Endergebnis ist rein optisch natürlich ein schwerer Schlag, der das Kräfteverhältnis in diesem Spiel absolut nicht widerspiegelt. 3:1 lass ich mir ja noch einreden, aber mit dieser Differenz wurden wir doch etwas unter Wert geschlagen.

Ein letzter Verweis an dieser Stelle: Der Gegner sieht das freilich anders und schmückt seinen Spielbericht zum Abschluss noch mit ein paar „Hätti-Waris“ (jaja in unserem stehen auch welche, voll beabsichtigt). Wenn der Schiri die Elfer gesehen oder das Abseitstor nicht aufgehoben hätte, wenn die Blau-Schwarzen ihre Chancen verwertet hätten usw. dann wäre schon in der ersten Halbzeit alles klar gewesen. Jo, wissma eh.

Keineswegs brauchen wir bei 1:5 anfangen zu diskutieren. Verdient ist er schon, der Sieg der Sektion Westside aka ASV Vösendorf 1C. Das mit Vösendorf 1C bitte nicht falsch verstehen, ich bewundere den Geniestreich, sich als Hobbyausgabe eines landesligaerprobten Fußballklubs zu positionieren und ärgere mich gerade, dass ich nicht auf diese Idee gekommen bin. Kann aber auch damit zusammenhängen, dass der USK auf der Schmelz bereits die selbsternannte Nummer eins ist und es in Atzgersdorf nur eine Frauenmannschaft gibt. Ich werde mal bei der Austria nachfragen, ob sie sowas wie ne Hobbyabteilung brauchen können. Die Grünen aus Hütteldorf frag ich nicht, die haben ja schon eine Hobbytruppe, die läuft jeden zweiten Donnerstag auf. Live in ORF 1.

So und jetzt, da der Leser sich ja hoffentlich beide Spielberichte zu Gemüte geführt hat, kann er selbst entscheiden welcher Seite mehr Glauben zu schenken ist. Entweder die „De homma hoit a Bissl mitspühn lossn und dann homma eh wida a poa Gänge aufegschoitn und ollas kloa gmocht“-Version oder jene im Stile von „Wia woan eh voll supa und wenn wir den Ausgleich schiaßn gehts ondas aus“. Die Wahrheit liegt wohl wie immer irgendwo in der Mitte.

 

Ein etwas anderer Bericht von Max Gfrerer

 

Ein paar ernste Worte des Autors zum Schluss: Ich betone nochmals, dass ich mit diesem Bericht den Gegnern keinesfalls ihre Leistung schlecht reden will. Auch deren Spielbericht stört mich eigentlich gar nicht (da habe ich schon wesentlich größere Frechheiten gelesen). Ich bekam beim Lesen dieses Matchrückblicks nur Lust, diese „Die waren nur so gut wie wir es zugelassen haben“-Attitüde aufs Korn zu nehmen. Alles in allem war es für uns ein, trotz der hohen Niederlage, sehr interessantes Spiel.