Das Spiel:
Personen, die die Begegnung zwischen dem USK Vienna Vibes und Lokomotive Hörndlwald nicht live mitverfolgt haben werden sich bei Beobachtung des nackten Ergebnisses 5:6 verwundert die Augen gerieben haben. Möglicherweise handelte es sich um ein Offensivfeuerwerk beider Mannschaften oder die Defensivreihen waren einfach nur grottenschlecht. Die Entstehungsgeschichte zu diesem Resultat beruht deutlich eher auf zweiter Tatsache.
Dabei begann der USK beherzt und mit viel Druck, an den sich die Hörndlwalder erst gewöhnen mussten. Bereits nach 26 Sekunden müssen die Vienna Vibes durch Ricco eigentlich in Führung gehen. Einen riskant gespielten Rückpass zum Torhüter kann unser Flügelflitzer abfangen, entscheidet sich jedoch zu spät für den Torabschluss. Der Ball reißt Ricco völlig ab und geht klar am Tor vorbei.
Starke erste halbe Stunde
In der 16. Minute geht unsere Mannschaft nicht unverdient in Führung. Allerdings hätte es davor schon ein, zwei attraktivere Möglichkeiten gegeben, um ein Tor zu erzielen. So entsteht der erste Treffer des Abends aus einem Getümmel im Strafraum heraus. Lok-Torhüter und Verteidiger behindern sich gegenseitig, der Ball gelangt zu Ricco, der sich diese Chance in Bedrängnis nicht entgehen lässt und aus einem Meter netzt.
Darüber Freuen darf sich das Team gerade einmal vier Minuten. Dann kommt die Lok zum Ausgleich (20.). Aus einem Eckball entsteht ein Konter, der blitzschnell ausgeführt und scharf ins lange Eck abgeschlossen wird. Erwin ist in dieser Situation chancenlos, das Gegentor fällt in die Kategorie „dumm gelaufen“. Aus einer Vorteilsituation für die Gastmannschaft wurde binnen weniger Sekunden ein Nachteil mit den schlimmsten Konsequenzen.
Der USK lässt sich von diesem kleinen Schock nicht beirren und spielt munter weiter nach vorne. Zwar spielt Hörndlwald durchaus mit, die etwas feinere Klinge führen dennoch die zum dritten Mal in Folge in schwarz-grün auftretenden Vibes. Es vergehen keine drei Minuten und die Vienna Vibes gehen erneut in Führung (23.). Diesmal ist es ein Eckball, der von Peter platziert getreten und von Max per Kopf vollendet wird. Ein Spieler der Heimmannschaft versucht mit dem Fuß zu retten, kommt aber nicht mehr entscheidend an das Leder heran, das sich tückisch in die Maschen senkt.
Abermals vergehen gerade einmal zwei Minuten. Praktisch mit der nächsten Aktion spielt Ricco einen traumhaften Steilpass auf Philipp, der von halblinks dem Tormann keine Chance lässt und flach ins lange Eck abzieht. 3:1. Der USK beeindruckt trotz des kleinen zwischenzeitlichen Schönheitsfehlers, der zum Ausgleich geführt hat mit Power-Fußball. Beflügelt von dieser Führung hat unsere Mannschaft das Spiel nun komplett in der Hand.
Von hundert auf null
Plötzlich reißt der Faden aber komplett und das völlig unverständlich. Eine halbe Stunde ist gespielt und die interne Harmonie scheint wie weggeblasen. Die Zweikämpfe werden immer weniger angenommen. Die technischen Missgeschicke häufen sich gleichermaßen wie die Stellungsfehler in der Viererkette. Eine Verflechtung mehrerer dieser Fauxpas führt zum logischen Anschlusstor für die Lok aus dem Hörndlwald. Zuerst schlägt Max ein Luftloch nach Abschlag des gegnerischen Torhüters. Danach genügt ein hoch gelupfter Ball über die Viererkette hinweg und der schnelle Stürmer des Gegners ist auf und davon. Zu allem Überfluss rutscht Erwin beim Herauslaufen auch noch aus, sodass der Angreifer den Ball nur noch einschieben muss, obwohl er ihn sich vorher etwas zu weit vorgelegt hat. Ein Gegentor, das an glanzlose Phasen in der Herbstsaison erinnert, die daran erinnern, warum wir tabellarisch derzeit da stehen wo wir stehen.
Eine Warnung zur rechten Zeit? Im Gegenteil. Kurz vor der Halbzeitpause (46.) gelingt Hörndlwald, die Lunte gerochen haben der Ausgleich. Das Zweikampfverhalten hat mittlerweile ein recht erbärmliches Niveau erreicht. Nach einem Einwurf fühlt sich quasi niemand für einen Gegenspieler verantwortlich und so bedankt sich ein Schwarz-Weißer mit einem strammen Halbvolley-Schuss von der Strafraumgrenze, der Erwin zum dritten Mal bezwingt.
In der Halbzeitpause versammelt sich eine ratlose USK-Mannschaft, die sich gegenseitig Besserung im zweiten Durchgang verspricht. Tatsächlich wird die Performance aber noch schlimmer. Lokomotive Hörndlwald kommt durch grauenvolle Fehler in der Spieleröffnung zu echten Top-Chancen, lässt diese aber zunächst ungenutzt.
In der 59. Minute bringt das gute alte Slapstick die Lok-Kicker erstmals in Führung. Ein Freistoß aus gut 40 Metern senkt sich über alle Spieler hinweg ins Tor. Allerdings muss man dieses Keeper Erwin anlasten, der Zeit genug gehabt hätte den Ball aus der Luft zu fangen.
Die Vibes befinden sich mittendrin in der schwächsten Phase des Spiels, vermutlich der schwächsten Phase bisher in Spielen des Jahres 2012. Ein Abspielfehler jagt den nächsten. Im Defensivverbund herrscht kollektive Unordnung. Einer dieser zahlreiche Abspielfehler führt in der 67. Minute zu einem der zahlreichen Gegenstöße. Ein freistehender Hörndlwalder zieht auf rechts Georg davon, der im Rettungsversuch vorbeigrätscht und dem Gegner somit Zutritt in den Strafraum gewährt. Dort wird auf einen nicht minder freistehenden Lok-Spieler abgelegt, der Erwin mittels Flachschuss bezwingt. 3:5. Der USK hat eindrucksvoll bewiesen, wie man einen unterlegenen Gegner stark macht.
Wenigstens findet nun endlich ein Aufbäumen statt. Zwar eher mit der Brechstange als auf spielerischem Wege, aber immerhin konsolidieren sich die Schwarz-Grünen etwas und wollen mit einem schnellen Anschlusstor die Butter wieder aufs Brot schmieren. In der 75. Minute sorgt Philipp für Hoffnung in unseren Reihen. Einen Freistoß spielt er schnell auf Christof ab, der auf der rechten Flanke zwar für Unruhe sorgt, aber den Ball beim Dribbling verliert. Philipp setzt stark nach und kommt im gegnerischen Sechzehner an den Ball, tanzt einen Gegenspieler aus und zieht trocken zum 4:5 ab.
Das Momentum hat nun ein weiteres Mal gewechselt. Der USK ist wieder am Drücker und kommt in der 84. Minute zum Ausgleich. Diesmal ist es unsere Mannschaft, die eine Unkonzentriertheit in der Lok-Defensive ausnutzen kann. Ein falsch berechneter Kopfball landet im Lauf des wieselflinken Sebi. Dieser spielt Moritz perfekt frei, der ins leere Tor abstaubt. 5:5.
So richtige Freude will darüber aber nicht aufkommen. Dafür hat sich die Mannschaft schon davor zu viele Schwachheiten erlaubt. Und da es nicht um das Ergebnis geht, sondern um die erbrachte Leistung, passt sich die Partystimmung den kalten Temperaturen an.
Symptomatisches Ende
Dafür, dass es rein gar nichts zu feiern gibt sorgt in der Nachspielzeit (92.) Lokomotive Hörndlwald, unter tatkräftiger Mithilfe der Vibes-Defensive selbst. Symptomatisch für das gesamte Spiel ist die Art und Weise wie der Siegtreffer für die Gastgeber zustande kommt. Wie das Messer durch die Butter fahren die gegnerischen Offensivkräfte einmal mehr durch die „Abwehr“, Erwin geht nur halbherzig aus dem Tor und so wir der Ball an ihm vorbeigespitzelt. Max ist zwar rechtzeitig da, um den Ball von der Linie zu kratzen, er knallt den Ball aber beim Rettungsversuch – wie könnte es anders sein – gegen das Schienbein des heranstürmenden Lok-Angreifers. Von dort geht die Kugel ins Netz. Diese Aktion ist ein Sinnbild für all das, was in den 90 Minuten davor geboten wurde.
Nicht das Ergebnis, die dargebrachte Leistung ist das Ärgerliche und ein Rückschritt gegenüber den hervorragenden ersten beiden Testspielen. Doch auch oder vielleicht gerade in diesen Begegnungen sind positive, lehrreiche Seiten zu entdecken. Wichtige Erkenntnisse wurden gewonnen und möglicherweise entscheidende Schlüsse im Hinblick auf die Frühjahrsmeisterschaft gezogen.
Ein Bericht von Max Gfrerer