Das Spiel:

 

Jedem, der schon etwas länger unseren Verein kennt, ist mit dem Begriff „einen Seeböck schießen“ vertraut. Für diejenigen, die sich nichts darunter vorstellen können, sei der Punkt 16 unter dem Reiter „USK-Facts“ auf der Vienna Vibes-Homepage ans Herz gelegt.

„einen Seeböck schießen“ oder auch „verseeböcken“;

Vereinsinterne Redensart für eine bestimmte Spielsituation, die äußerst selten in der Breitensportart Fußball auftritt

Bedeutung: ungefähr zwei Meter vor dem leeren Tor völlig freistehend an den Ball kommen und das runde Leder an die Latte fetzen

Herkunft: aus dem Sprachraum der Wiener Hobby-Fußballszene, benannt nach dem legendären Vereinspräsidenten Philipp Seeböck, der dieses Kunststück einst in einem Freundschaftsspiel in der Halle Korneuburg zuwege brachte.

Schon wieder heiß

Nun, wer hätte gedacht, dass dieses historische Ereignis letzten Sonntag im Zuge der Vorbereitung auf die Saison 2015/2016 nochmal getoppt werden könnte. Schauplatz dieses sagenumwobenen Zwischenfalls war der Kinkplatz der Austria XIII an einem einmal mehr heißen Sommertag. Anlass war das Testspiel gegen den AC H-Town aus der DSG Oberliga.

Es startete auch alles wie erwartet. Mit einigen Neuzugängen in der Formation präsentiert sich der USK defensiv grundsätzlich stabil, streut dann aber doch den einen oder anderen Schnitzer ein, der dann recht bald zu Gegentoren führt. Das 0:1 ist ein strammer Schuss von der Strafraumgrenze, das 0:2 ein Kopfball als Resultat aus ganz miesem Deckungsverhalten.

Selbst ist der USK eher selten gefährlich, da vorne meistens zu schlampig oder hektisch gespielt wird. Hin und wieder kommt es dann doch zu genialen Momenten, die die Qualität der Mannschaft aufblitzen lassen. Es bleibt aber beim 0:2-Pausenstand.

0:3 – alles erledigt?

Kurz nach Seitenwechsel folgt ein weiterer schwerer Patzer für das vermeintlich vorentscheidende 0:3. Die zweite Niederlage im zweiten Test ist quasi greifbar, doch plötzlich wendet sich das Blatt vollständig.

Auf einmal ist der USK dermaßen drückend überlegen, dass sogar die Spieler unserer Rot-Weißen darüber verwundert sind, woher diese Dominanz gegen den Oberligisten auf einmal kommt. Zahlreiche Bälle werden schon im gegnerischen Drittel zurückerobert, H-Town kommt kaum mehr aus der eigenen Hälfte. Ein ernudeltes 1:3 durch Max ist die Folge.

Es geht in derselben Tonart weiter. Die Vibes fahren Angriff um Angriff, dazwischen rettet einmal Hans in höchster Not und schließlich, wir schreiben ca. die 70. Minute, schlägt die Stunde des Moritz „what the“ Hell.

Zunächst mal wird er von seinen Offensivkollegen wunderbar freigespielt. Unsere Nummer elf steht da wo ein Vollblutstürmer zu stehen hat. Zwei Meter vor dem leeren Tor. Da wo’s bekanntlich weh tut. Keiner hat zu diesem Zeitpunkt eine Ahnung wie sehr die folgende Szene tatsächlich weh tun würde. Die Kugel landet vor den Füßen unseres Knipsers und plötzlich entdeckt Moritz den Seeböck in sich. Nur landet der Ball nicht an der Latte sondern verhungert noch vor der Linie ehe ein Hütteldorfer Abwehrspieler das Ding noch von der Linie kratzt.

Bitte nicht falsch verstehen, Moe, dieser Philipp Seeböck ist für uns alle ein Riesenvorbild. Sei es in sportlichen Belangen, menschlich, Intelligenzfragen, Allgemeinbildung, Teamführung, Einfühlungsvermögen, Nerdgames wie Magic: The Gathering oder Werwolf im MQ, in puncto Hairstyling, Kurzarmhemden sowie sonstige Modefragen, Sexualpraktiken, medizinische Informatik, erfolgreiches Joke-Killing und selbstverständlich im korrekten Umgang mit Frauen. Wir alle wollen so sein wie unsere Nummer zehn. NUR IN DIESEM PUNKT NICHT!

Eine mentale Belastungsprobe

Sei’s drum. Natürlich haben alle schon die Arme gen Himmel gerissen, den Torschrei irgendwo zwischen linkem Lungenflügel und Kehlkopf, ready to freak out und dann passiert das. Keiner weiß genau, ob es jetzt 2:3 steht oder, ob er gerade richtig gesehen hat. Moritz ist natürlich am Boden zerstört, mental komplett am Sand und gleichwohl etwas erleichtert weil wir nur exakt elf Leute im heutigen Kader sind. Einer mehr und dieser wäre zu diesem Zeitpunkt wohl an der Seitenlinie gestanden und hätte diesen Meilenstein in der Geschichte der menschlichen Ineffizienz für die Nachwelt auf Video festgehalten.

Schon viele Spieler, ja ganze Mannschaften sind an solchen traumatischen Erlebnissen zerbrochen. Ist dies also der letzte Auftritt dieses einst so stolzen Fußballvereins USK Vienna Vibes. Ist es nicht. es passiert abermals das Unglaubliche.

Die Vibes spielen einfach weiter und vergeigen Chance um Chance, ohne das Lächeln im Gesicht zu verlieren. Selbst der nun leicht unterzuckerte Moritz, dem in der Trinkpause Antidepressiva ins Flascherl geschmuggelt wurden, spielt munter weiter. Mit festgetackertem Grinser bekommt unser Elfer weitere Möglichkeiten. Eine davon führt tatsächlich zum jetzt aber wirklichen 2:3. Moritz packt jegliche noch vorhandene Überzeugung in seinen Schuss und knallt einem H-Town-Verteidiger den Ball in die Rippen, von welchen das Spielgerät ins Netz kullert. Ein ähnliches Gourmet-Tor wie schon das vorangegangene.

Spätestens jetzt weiß jeder der Vienna Vibes, dass hier in diesem fair geführten Duell noch etwas geht. Und abermals ist es in der ca. 80. Minute Moe, der goldrichtig steht und nun offensichtlich von der Trauer- in die Wutphase gelangt ist. Mit 1.000 km/h drischt er die Kugel wieder zwei Meter vor dem leeren Tor diesmal zielgenau in die Maschen (Trauma?...am Arsch). 3:3 nach 0:3. Nicht schlecht, Herr Specht, wie man vor zwei Generationen etwa zu sagen pflegte. Das Comeback dieses und des vorigen Jahrhunderts. Von Moritz, nicht vom USK.

Eine 83-minütige Begegnung

Leider verletzt sich im Zuge dieser Aktion der gegnerische Torhüter recht heftig an der Nase. Wie das genau passiert ist, konnte keiner der nach dem Spiel befragten exakt beantworten. Aus diesem Grund einigen sich die beiden Mannschaften darauf, es bei diesem fairen Ergebnis zu belassen und das Match sieben Minuten früher als vorgesehen zu beenden. In diesem Sinne beste Genesungswünsche an den gegnerischen Torhüter.

Was den USK betrifft, so ist der erste volle Erfolg in der Vorbereitung nach wie vor ausständig und soll in den nächsten beiden Spielen nachgeholt werden. In beiden Spielen wieder mit dabei: Moritz „Ich-scheiß-auf-die-einfachen-Tore“ Hell. Wir freuen uns drauf und ihr solltet euch das am besten auch mal geben.

 

Ein Bericht von Max Gfrerer