Das Spiel:
2:4, daheim gegen Hotel Kalčio. Mit diesem Missverständnis läutete der USK in dieser Saison eine verkorkste Herbstmeisterschaft ein, die bewirkte, dass diese Rückrunde als rechnerisch bedeutungslos einzustufen ist. Das böse Wort „Abstiegskampf“ möchte in den USK-Reihen dann ja doch niemand in den Mund nehmen, so stark schätzen wir uns schon noch ein. Einer wagte es aber doch: Schiedsrichter Andreas Brunner, ein wie schon in der Vergangenheit gewohnt umsichtiger Spielleiter, meinte vor Matchbeginn mit einem fröhlichen Augenzwinkern in Richtung Vibes-Vizekapitän: „Das wird heut ein kleines Abstiegsduell“. Woraufhin Angesprochener selbstbewusst zurückgab: „Sie werden heute sehen, dass wir weitaus besser sind als ein Abstiegskandidat.“
Es schien zunächst auch so, als sollte Max recht behalten. Es ist kein wahnsinnig imposantes Spiel, das die beiden Mannschaften abliefern, aber der USK hält sich immerhin recht gut an den Matchplan und streut immer wieder schnelle Umschaltmomente ein, die zu guten Möglichkeiten führen.
Schlafwagenfußball ermöglicht Führung
Nach einer Viertelstunde kommt auch Hotel Kalčio zu ein, zwei ganz guten Möglichkeiten. Ab diesem Zeitpunkt hat keine der beiden Mannschaften so wirklich die Kontrolle über die jeweils andere, viel eher ist es ein gegenseitiges Einlullen.
Genau das ermöglicht aber den Führungstreffer durch Philipp (18.). Der Hotel-Verteidiger verspielt als letzter Mann leichtfertig den Ball, Philipp zieht auf und davon und hat nur noch den Torhüter vor sich. Diese Chance lässt sich unser Kapitän freilich nicht nehmen. Die Führung sorgt wieder für etwas mehr Schwung in den Reihen der Rot-Weißen. Es folgen wieder ein paar gute Szenen unseres Teams und ein sehenswerter Weitschuss von Milan, den der Torwart zur Ecke abwehren kann.
Diese Ecke sorgt für einen Tumult im Strafraum, indem Ricco als einziger den Blick für das Spielgerät bewahrt. Im Fallen bezwingt er den Torhüter und es steht 2:0. Eine komfortable Führung bereits in der 24. Minute. Womöglich etwas zu komfortabel.
Der Spielstand deckt nämlich viel Unsicherheit zu, die zeitweise im Aufbauspiel und in der Zweikampfführung zu erkennen war. So folgen acht wahre Horror-Minuten für die Vibes. In der 32. verlieren wir im Mittelfeld den Ball, ein schneller Gegenstoß inklusive Anschlusstreffer folgen. Nur drei Minuten später (35.) fährt der Hotel-Flügel durch unsere linke Seite wie das Messer durch die Butter. Pass in die Mitte und so schnell ist die Führung auch wieder dahin.
Doch es kommt noch dicker. Nur fünf Minuten danach (40.) gehen die Heimischen sogar in Führung und allen USK-Spielern wie Fans schlafen die Gesichter ein.
Reinigendes Gewitter
Der Schock wird bis zum Pausenpfiff nicht verdaut und die schwarz-weißen Gastgeber sind auf der anderen Seite erstmal mit dem herbeigeführten Turnaround zufrieden. Was in der Kabine folgt, wird in der Sportsprache öfters als „reinigendes Gewitter“ bezeichnet. Die Aussprache sollte fruchten, denn in Halbzeit zwei präsentiert sich der USK wie ausgewechselt.
Die Vienna Vibes reißen das Spiel komplett an sich, tun sich aber schwer, durch die massierte Hintermannschaft der Gegner richtig durchzukommen. Das Hotel ist offenbar mit dem Vorhaben in die zweite Halbzeit gegangen, das Ergebnis möglichst sicher zu verwalten.
Der USK andererseits versucht die Gastgeber, doch immer mal wieder aus der tiefen Grundorientierung herauszulocken. Das ermöglicht immerhin wenige, aber sehr gute Chancen auf den Ausgleich.
Es dauert allerdings bis zur 72. Minute, ehe unsere Überlegenheit in Zählbares umgemünzt werden kann. Dann aber so richtig. Zuerst profitiert Luca von einem Stoppfehler des gegnerischen Kapitäns. Unser Holländer fackelt nicht lange und zieht einfach ab, unhaltbar für den nicht immer sicheren Hotel-Torhüter.
Jetzt ist der USK endgültig wieder zurück in der Partie. Nur vier Minuten später ist es erneut Luca, der von Felix geschickt wird und wieder seine Schnelligkeit ausspielen kann. Vor dem Verteidiger und vor dem Torhüter spitzelt er den Ball an allen vorbei und kann glücklich in Richtung euphorischer USK-Jubeltraube abdrehen.
Etwas für die Geschichtsbücher
Die Fans sind nun natürlich auch komplett aus dem Häuschen. Mehrmals schallt der Name „van der Goes“ über das Areal der Marswiese, natürlich niemals richtig ausgesprochen. Sofern es der Autor in Erinnerung hat und all seine Dutch-Skills aufbietet, lautet die richtige Form „fan-der-chüs“. Nur so für die nächsten Male, wovon hoffentlich noch einige folgen werden.
Erneut konnte diese aufregende Partie binnen kurzer Zeit in die andere Richtung gedreht werden. Die Trümpfe sind nun wieder in der Hand der Rot-Weißen. Der Schock auf Seiten der Gastgeber ist größer als das Aufbäumen. Zu schwer ist der Schritt zurück vom Verwaltungs- in den Angriffsmodus, angesichts der immer schneller verrinnenden Zeit auf der Uhr.
Der USK zeigt sich nun von seiner coolen Seite, lässt die Schwarz-Weißen anrennen und schickt im Gegenzug Pascal auf die Reise (87.). Dieser profitiert von einem Patzer des Torhüters und stellt den 5:3-Endstand her. Sieg zum Auftakt der Rückrunde.
Im Übrigen ist es ein ganz besonderer Sieg, denn mit diesem Triumph konnten die Vibes eine imposante Serie ausbauen. Seit der Gründung hat der USK nämlich alle Spiele zum Rückrundenauftakt gewonnen. Und das waren immerhin schon deren sechs.
Ein Bericht von Max Gfrerer