Was ist der Unterschied zwischen einem Unentschieden und einem Unentschieden? An manchen Tagen könnte er größer nicht sein. Bestens veranschaulicht ist das anhand des Remis von letzter Woche gegen Nepomuk und jenem in der nun 16. Runde bei den Titelkandidaten namens Großglockner Falken.

Im vergangenen Spiel haben wir uns zum Fast-Sieg gekrampft, die Unzufriedenheit nach Schlusspfiff war kaum besser als nach einer Niederlage. Nun mussten wir auswärts in der Baumgasse antreten.

Gemeinsamkeiten gab es auch: Die Temperaturen waren abermals sommerlich und der USK-Kader sommerlich dünn.

Unerwartete Höchstleistungen

An manchen Tagen wird’s daraufhin trostlos. Hin und wieder fährt aber der Jetzt-erst-recht-Geist (der kleine Bruder des berühmten USK-Geists) in unsere Beine und beflügelt zu unerwarteten Höchstleistungen. An diesem Sonntag sollte es so sein.

Dabei beginnt das Match noch vielversprechender als es endet. Die Vibes überraschen die favorisierten Gastgeber nämlich mit mutigem Angriffspressing und erzwingen einige frühe Ballgewinne. Das ermöglicht uns nicht nur gute Chancen, sondern auch volle Spielkontrolle in der Anfangsphase.

Dass dieser Druck nicht aufrechterhalten werden kann, liegt am Spiel der Young Vibes, das am selben Tag kurze Zeit zuvor absolviert wurde. Denn Innenverteidiger Max K. hat in ebendiesem bereits 90 Minuten absolviert. Und obwohl er für seine Pferdelunge bekannt ist, neigt unser Marathonmann zu (wer kann’s ihm verdenken) mal kleineren mal größeren Krampfanfällen in der Wadenmuskulatur. Diese schießen bereits nach etwa 20 Minuten erstmals ein. Nun ist klar, dass ein dauerhaftes hohes Pressing nicht mit Max‘ Fitness vereinbar ist.

Die bis dahin gar nicht mal so selbstbewussten Titelaspiranten vom Großglockner nehmen die nun aufgegebenen Räume dankbar an und erspielen sich ihre Anteile zurück. Das 0:1 kurz vor der Halbzeit (43.) ist zwar bitter, aber nicht ganz unlogisch.

USK rafft sich auf

Man könne annehmen, es ginge nun so weiter. Tut es aber nicht. Der USK ist heute, trotz überschaubarer Kraft- und Personalreserven, bereit, um jeden Zentimeter (außer, wie schon erwähnt, die ganz vorderen) zu kämpfen. Abgesehen davon läuft der Ball auf beiden Seiten nicht schlecht.

Immer wieder kommen wir gefährlich in den Strafraum – einmal so gefährlich, dass Lenny nur durch ein Foul gestoppt werden kann. Den fälligen Strafstoß verwertet Max G. zum umjubelten Ausgleich (66.).

Man merkt den Falken die hohen Ambitionen in dieser Saison an. Sie brauchen den Sieg und reagieren mit wütenden Angriffen. Doch es bleibt auf beiden Seiten gefährlich. Und doch machen sich bei den Vienna Vibes Müdigkeitserscheinungen bemerkbar – also abgesehen von jenen übersehbaren bei Max K., der dann auch gegen den halbfitten Jonny ausgewechselt werden muss.

Am deutlichsten wird das durch einen Eckball sichtbar, der in der 88. Minute von unserer Defensive ignoriert wird, nicht aber vom Falken Martin Eichler, der im Fünfer freistehend zum vermeintlichen Siegtor verwertet und in einer euphorischen Jubeltraube verschwindet.

Doch heute ist noch was drin – selbst wenn es durch eine Hauruck-Aktion gelingen muss. So eine wie der weite Ball von Max G., der von der Großglockner-Abwehr falsch eingeschätzt wird und Frenkie ganz plötzlich alleine vor dem gegnerischen Tor auftauchen lässt (90.). Unser Holländer beweist Nervenstärke und verwertet sicher zum Ausgleich in buchstäblich letzter Sekunde. Und so erklingen im Bezirk Landstraße zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit laute Jubelchöre, bevor der Schlusspfiff endgültig einen Haken unter die Begegnung setzt.

Es ist nicht mehr herausgesprungen als in der farblosen Begegnung aus der Vorwoche. Tabellarisch kommen wir überhaupt nicht vom Fleck und trotzdem: Wenn es ein Remis gibt, das sich wie ein Sieg anfühlt, dann dieses.

MG