Liebes Tagebuch,
Wieso ich? Ich hasse diesen Verein, mein Leben und vor allem jedes verdammte Arschgesicht, das mit mir auf diesem Trainingslager verweilt. Es gibt keinen Gott. Denn der hätte verhindert, dass ich heute schon zum zweiten Mal diesen blöden Tagebucheintrag verfassen muss. Dabei habe ich nicht mal etwas ausgefressen. Die anderen halt leider auch nicht und resultierend aus diesem vorbildhaften Benehmen aller Beteiligten, musste die Losfee den unglücklichen Schreiberling für Tag zwei bestimmen. Naja und da die Chance riesengroß ist aus 15 Leuten zweimal hintereinander dranzukommen…naja, geht’s einfach sch…
Also gut, was ist heute passiert? Zuerst sind einmal drei Nachzügler angereist und haben sich gewundert, warum wir ein Bisschen müde sind, obwohl sie ja diejenigen sind, die recht früh aufgestanden seien. Wir haben ihnen dann kurz erklärt, was eine Kondieinheit ist und in der Folge den härtesten Morgenlauf aller Zeiten auf den Asphalt geknallt. Dann waren alle gleichmüde und Gerüchten zufolge wollten ein paar Leute „ein ernstes Wörtchen“ mit der Vereinsführung reden.
Die Möglichkeit dazu hatten alle Spieler beim traditionellen Standortgespräch in der Mittagspause. Aber hier wurde die Redezeit mehr für eine grenzdebil hitzige Diskussion verwendet, ob wir auf der Terrasse oder doch lieber in der Wiese sitzen sollten. Die Wald- und Wiesenfreunde setzten sich schließlich nach wilden Schreiduellen und zerbrochenen Freundschaften gegen die Veranda-Schnösel durch.
Die hier an den Tag gelegte Aggressivität wurde gleich ins Nachmittagstraining mitgenommen und kumulierte in intensiven Übungen und selbstverständlich weiteren Schreiduellen.
Dass wir trotzdem eine liebe, zusammengeschweißte und herzliche Truppe sind, belegte schließlich das gemeinschaftliche Bier nach einem harten Trainingstag, dass der angehende Jung-Papa Peter noch direkt am idyllischen Sportplatz ausgab. Das Leben als USKler ist ja doch schön.
Nun, denke ich, ist alles zu Tag zwei gesagt. Vielleicht noch zwei Erkenntnisse:
1. Martins Talent nur Scheiß-Schüsse auf Video aufzunehmen und gute „unabsichtlich zu löschen“ ist fast so groß, wie seine Gabe abendfüllend über seine Krankheitssymptome zu referieren.
und
2. Luca trifft aus fünf Metern mehr Weintrauben in den Mund seiner Mitspieler als den Ball aus der gleichen Distanz ins Tor.
In diesem Sinne gute Nacht.
MG, Mönichkirchen, 21. August 2020