Liebes Tagebuch,

Ich melde mich quasi live aus Mönichkirchen und habe das bemitleidenswerte Los gezogen, diesen ersten Eintrag zu schreiben. Warum? Weil ich heute in der Früh meine Geldbörse, Laufschuhe und Badehose vergessen habe, wodurch ich gezwungen war nochmal umzudrehen. Dann hat beim Westbahnhof die Kiwerei die Leute aufgeschrieben, die durch den Taxi- und Busparkplatz durchfahren, womit mein Mitfahrer Christian an einen anderen Ort verwiesen wurde. Diesen alternativen Pick-Up-Point wollte ich über eine kleine Schlaufe am Gürtel erreichen, doch der Frühverkehr und die Hurns-Gürtelfrische West machten aus einem kurzen Schlenker eine 20-minütige Stauerfahrung. Auf der Südautobahn hats dann auch noch gescheppert und alles in allem war es eine Meisterleistung, überhaupt nur 18 Minuten nach dem Treffpunkt zu erscheinen.

Statt Anerkennung erntete ich jedoch Häme und Schadenfreude des Meuterei-freudigen Teams, das im Laufe des Tages so außerordentlich viel Disziplin an den Tag legte, um mir die Ehre des Tagebuchschreibens bloß nicht doch noch streitig zu machen. Hat also auch was Gutes, der Schreibspaß.

Und so haben wir energisch vor uns hintrainiert. Taktisches wie Konditionelles und besonders viele Schüsse, die in unterschiedlicher Qualität ausfielen. Dem Einen glückte ein Sonntagsschuss, dessen Video er in der Sekunde auf Instagram stellte und sich seitdem dermaßen daran aufgeilte, dass er sich am liebsten selbst folgen würde. Der Andere schoss soweit drüber, dass das Training um eine Dschungelexpedition, inklusive zweier Brennnesselverletzungen dritten Grades, erweitert werden musste.

Nicht zuletzt deshalb und weil etwa fünf Nettostunden am Fußballplatz nicht genügen, blieb eine motivierte Truppe nach dem Training noch für eine Freistoß-Extraschicht.

So ging der erste Trainingstag für alle zufriedenstellend zu Ende (mal abgesehen von dem Scheiß-Tagebucheintrag, aber den schließe ich auch jetzt ab). Wir hoffen abschließend, dass die stetig wachsende Familie Thier (Gratulation nochmal an dieser Stelle), die uns einmal mehr allerherzlichst empfangen hat, nicht all zu böse ist, dass wir die Palatschinken nicht aufgegessen haben. Wir werden uns morgen wieder mehr reinhauen. Am Trainingsplatz und am Esstisch.

P.S.: Morgen schreibt fix jemand anderes, ihr Heisln.

MG, Mönichkirchen, 20. August 2020