Das Spiel:
Schon einige Tage vor diesem Endspiel war zu merken, dass jeder Spieler des USK Vienna Vibes angespannt war. Auf der Facebook-Fanseite der Vibes war ungewöhnlich viel los und die Planungen für einen gelungenen Saisonabschluss liefen auf Hochtouren, Aufstieg hin oder her, wir hatten es ja nicht mehr selbst in der Hand. Doch glaubten daran und anscheinend zahlreiche USK-Fans ebenso, denn die Massen pilgerten an diesem Samstagmittag nach Atzgersdorf, um gemeinsam mit den Vienna Vibes das Wunder möglich zu machen.
Die Ausgangsposition ließ eigentlich nur geringe Chancen ermessen, denn zu Gast in Atzgersdorf war der neue Meister der 2. Klasse A, FC Grashalm. Diesen Meister galt es zu entzaubern und gleichzeitig, mussten die Vindobona Rangers auf der Marswiese gegen die Benokbande Punkte lassen.
Diktion „Spaßfußball“
Gleich vorweg: Wunder geschehen. So auch an diesem Samstag. Doch um in Worte zu fassen, wie es dazu kam, dass Fans und Spieler sich bis spät in Nacht in den Armen lagen und feierten, als gäbe es kein Morgen, dafür reicht ein simpler Spielbericht einfach nicht aus. Der ganze Tag war für unsere Mannschaft, unsere Fans, für den gesamten Verein einfach magisch.
Dabei fing alles normal an. Die Mannschaftsführung motivierte das Team in der Kabine zwar, doch gleichzeitig wurde bewusst darauf geachtet, dass die Spieler nicht zu viel Bedeutung in diese Begegnung legten. Der Spaß sollte im Vordergrund stehen. Die Rahmenbedingungen für ein tolles Fußballfest waren gegeben. Dies galt es zu genießen und nicht an dem Druck, den so ein wichtiges Match auf eine Mannschaft ausübt zu zerbrechen.
Dass diese Partie etwas Besonderes war, merkte man schon beim Einlaufen. Ultras-Capo Berger zauberte mit den zahlreichen Besuchern eine traumhafte Choreografie aus dem Hut, die beide Mannschaften schon vor dem Anpfiff erstmals aus den Latschen kippen ließ. Und siehe da: Jeder Spieler schien sich die Diktion „Spaßfußball“ zu Herzen genommen zu haben. Denn vom Start weg drängte der USK die Grashalme in spielerisch erfrischender Manier in die eigene Hälfte.
Eine erste gute Torchance findet der am heutigen Tag sehr agile Gabriel vor. Seinen Schuss aus zwanzig Metern kann der Tormann in der 10. Minute aber auf die Seite abwehren. Doch auch der Gegner versteckt sich nicht und kommt das eine oder andere Mal gefährlich vor das USK-Tor. Einmal (12.) nach einem Stellungsfehler in unserer Hintermannschaft, doch der Abschluss geht aus aussichtsreicher Position klar über das Tor.
Peter einmal mehr mit dem Goldtor
Einige Zeit später werden 25 Minuten Überlegenheit belohnt. Ein Freistoß aus 30 Metern gelangt von Max (oder reißt ihm zugegebenermaßen ab) zu Peter, der diesen mutierten Laufpass perfekt antizipiert und alleine vor dem Tormann nicht lange fackelt. 1:0 und große Freude, bei den zahlreichen USK-Sympathisanten, über ein Tor, dass genialer ausgesehen hat als es letztendlich war. Wurscht. Drin ist er.
Der USK bleibt in der Folge am Drücker und kommt zu weiteren guten Gelegenheiten durch Gabriel, Peter und Sprintrakete Ricco, der heute die linke Seite heute einmal mehr rauf und runter koffert, dass es eine Freude ist. Grashalm braucht einige Zeit um sich auf uns als hochmotivierten und aggressiven Gegner einzustellen. Immer wieder kommt der wieselflinke Philipp durch Unsicherheiten der Violetten im gegnerischen Drittel an den Ball und kreiert so gute Chancen.
Zittern in der zweiten Hälfte
Mit 1:0 geht es in die Pause. Nach dem Seitenwechsel gestaltet sich das Spiel ausgeglichener. Grashalm möchte als designierte Meister, Atzgersdorf nicht ohne Punkte verlassen. Der USK bleibt vor allem im Konter und über Standardsituationen gefährlich. Zunächst (50.) hat Philipp kurz nach Wiederanpfiff eine Riesenmöglichkeit, schießt den Ball jedoch knapp über die Latte. In der 65. Minute kommen Ricco, Max und Philipp zu einer Riesenchance, die aber nahezu fahrlässig vertändelt wird.
Auf der anderen Seite findet Grashalm ebenfalls zwei Riesenchancen vor. Einmal (70.) kratzt Erwin den Ball noch sensationell von der Linie und in der 83. Minute knallt ein Knopfball ans Lattenkreuz. Generell wirft Grashalm in der Schlussphase alles nach vorne und drängt den USK tief in die eigene Hälfte. Die Heimmannschaft versteht es aber immer wieder Nadelstiche in der Offensive mittels Konterangriffen zu setzen.
Den Zusehern wird eine unglaublich dramatische und spannende Schlussphase geboten. Ein Tor für unsere Mannen wäre die ultimative Erlösung, bei einem Gegentor alle Träume vom Aufstiegs-Wunder dahin. Den Matchball vergibt in der Nachspielzeit der eben eingewechselte Hans, der an der Strafraumgrenze frei zum Schuss kommt. Der Ball saust um Millimeter an der linken Torstange vorbei.
Doch es reicht trotzdem. Der Schiedsrichter pfeift nach fünfminütiger Nachspielzeit ab und erlöst den gesamten USK Vienna Vibes. Dieser hart erkämpfte und aufgrund der Majorität an Torchancen auch verdiente 1:0-Sieg hält den kleinen Funken Hoffnung auf Platz zwei am Glühen.
Grashalm ist Meister, der USK muss warten
Dem FC Grashalm tut diese Niederlage nicht weh. Sie sind Meister der DSG 2. Klasse A. Der USK Vienna Vibes gratuliert herzlich. Für uns ist dieser Spieltag noch lange nicht vorbei. Wie schon gesagt, lässt sich dieser sonnige Samstag nicht mit einem gewöhnlichen Spielbericht erklären. Parallel wird auf der Marswiese um 14:00 Uhr das Spiel zwischen der Benkobande und den Vindobona Rangers angepfiffen.
Der USK ist unterdessen in Feierlaune. Am Platz und in der Kabine wird noch minutenlang gefeiert. Mit Recht, denn was in diesem Frühjahr geleistet wurde ist aller Ehren wert. Neun Siege aus zehn Spielen, machen die Vibes zum überlegenen „Meister der Rückrunde“. Auf unserem Heimplatz in Atzgersdorf haben wir darüber hinaus nicht einen einzigen Punkt abgegeben. Auch nicht, als wir beim „Auswärtsspiel“ gegen die Team Chiefs angetreten sind. Darüber hinaus übernimmt der USK am letzten Spieltag die Führung in der Fair Play Wertung. Kein einziges Mal wurde einer unserer Spieler vorzeitig unter die Dusche geschickt. Die gesamte Saison kam der Verein ohne Sperre aus. Das alles sind Gründe zu feiern.
Doch unser großer Moment steht noch bevor. Ein Grashalm-Spieler, der unmittelbar nach Abpfiff auf die Marswiese gefahren ist und telefonisch mit Emanuel in Kontakt steht vermittelt fälschlicher Weise, dass die Benkobande mit 1:0 in Führung gegangen ist. Hoffnung keimt in unserer Runde auf, gefolgt von ernüchternder Richtigstellung. Denn nicht die Benkobande ist in Führung, sondern Torschützenkönig Markus Kovar hat seine Rangers auf der Marswiese mit 1:0 voran gebracht.
1:1 statt 4:0
Einige Zeit später folgt die nächste SMS. Laut des extrem humoristischen Grashalm-Kontaktmannes sollen die Rangers mit 4:0 in Führung liegen. Damit ist das Rennen natürlich gelaufen. Mittlerweile ist von der USK-Mannschaft jeder seines Weges gegangen. Enttäuschung macht sich breit, wird allerdings beiseite geschoben, denn die Chancen waren ohnedies nie so groß und man könne trotzdem stolz auf das Erreichte sein. Dann halt eben doch noch ein weiteres Jahr 2. Klasse.
Wenig später stellt sich heraus, dass es sich bei unserem Grashalm-Kontaktmann um ein Scherzkeks handelt und dass die Benkobande in Wahrheit in der 74. Minute ausgeglichen hat (ein Riesen-Dankeschön an dieser Stelle in Richtung der Schwarz-Gelben) und das Spiel nun mit 1:1 beendet ist. Diese Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer. An zahlreichen Orten Wiens sind nun Jubelschreie zu hören. Keiner kann diesen Glücksmoment fassen, geschweige den begreifen. Facebook wird von Jubelmeldungen überschwemmt. Der USK steigt doch noch auf.
Begraben waren die Träume nach dem einzigen Punkteverlust in der Rückrunde beim P.A.C. Doch der USK hat sich noch einmal aufgerichtet und gezeigt, wie eine Spitzenmannschaft in dieser Liga auszusehen hat. Die Zukunft heißt nun DSG 1. Klasse.
Dieser Umstand lässt die USK-Mannschaft, die am Abend im U4 noch einmal zusammenfindet, sich ebendort gegenseitig noch weitere unzählige Male in die Arme fallen und weitere Jubelchöre anstimmen. Das Champions League-Finale wird zur Randnotiz degradiert. Den größten Sieg haben an diesem denkwürdigen Samstag die Vienna Vibes errungen. Und das weiß jeder Einzelne so richtig bis in die Morgenstunden zu feiern.
Ein Bericht von Max Gfrerer