Das Spiel:
Manche Ereignisse sind schwer in Worte zu fassen. Dieses Spiel in der 17. Runde auf der Hohen Warte gegen Torpedo Lainz war so eins. Es war wieder eines dieser Spiele, die einen daran erinnerten, warum es so leiwand ist, Woche für Woche das Trikot des USK überzustreifen und gemeinsam mit seinen zehn Freunden auf Punktejagd zu gehen. Diesmal konnten die Vorzeichen dafür allerdings gar nicht schlechter stehen.
Kurz vor dem Treffpunkt sagte der etatmäßige Tormann ab und Georg musste zwischen den Pfosten seinen Platz einnehmen. Dem nicht genug, waren keine Tormannhandschuhe vorhanden, geschweige denn aufzutreiben. Erst kurz vor Anpfiff brachte Harald, einer unserer treuesten Fans ein Paar mit. Danke Harald an dieser Stelle. Aufgewärmt wurde also mit bloßen Händen. Dass Georg in der USK-Geschichte zum ersten Mal in einem Spiel im Tor stand und sein Talent für diese Aufgabe nur hin und wieder im Training aufblitzen ließ, komplettiert eine Matchvorbereitung der Kategorie „katastrophaler kanns eigentlich nicht losgehen“.
Kann es doch.
Schon wieder in Rückstand
Die unzufrieden stellenden Ergebnisse der letzten Wochen haben ihre Spuren hinterlassen. Denn obwohl, alle sich noch kurz zuvor gegenseitig darauf eingeschworen haben, von der ersten Minute an voll da zu sein, beginnen die Vienna Vibes zu abwartend und in den Zweikämpfen stets mit einem Schritt zu spät. In der 11. Minute geht der USK mit der ersten Torchance der Lainzer Torpedos in Rückstand. Alexander Vajda übernimmt einen Stanglpass schneller als Michi S., der durch die Torhüterneubesetzung in die Startelf gerutscht ist, da sein kann. Somit steht es erneut früh 1:0 für die Heimischen. Ein mittlerweile bekanntes Gefühl auf USK-Seite.
Es kommt jedoch noch schlimmer. Unser nächster Fehler (15.) im Defensivverhalten wird ebenfalls eiskalt bestraft. Diesmal ist es der Lainzer Alexander Schneider, der vor Georg auftaucht und diesem keine Chance lässt. Ein Viertelstunde später (30.) sorgt der Torpedist Lukas Nigrowics für einen komfortablen 3:0-Vorsprung für den selbsternannten Arbeiterklub, bei dem laut Online-Spielbericht jedoch dafür verdächtig viele Mag.‘s, BA’s und MSc’s im Kader stehen (daran ist natürlich nichts auszusetzen – Akademiker braucht das Land!).
Beim USK hat sich mittlerweile die übliche Frustration breit gemacht. Ratlosigkeit gesellt sich dazu, denn schon wieder ist man zurück, zum zweiten Mal in dieser Woche scheinbar aussichtslos. Der Gegner hat bis zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt mehr Spielanteile, ist allerdings körperlich wesentlich präsenter. Der Hebel um da voll dagegen zu halten, hat sich erneut nicht umlegen lassen. Der hohe Rückstand verändert die Körpersprache der Vibes auch nicht unbedingt zum Positiven.
Dafür lässt ein Weitschusstor von Max G. kurz vor der Halbzeitpause (42.) wieder einen Funken Hoffnung aufsteigen. Trotzdem ist die erste Halbzeit alles in allem enttäuschend. So viel haben sich die heute ganz in weiß auflaufenden Jungs vorgenommen, so wenig konnte erfolgreich umgesetzt werden.
Zweite Halbzeit der Marke „what the fuck“
In der Halbzeitpause kommt es zur in solchen Fällen üblichen Prozedur des Köpfe-wieder-aufrichtens. Zwölf versammelte Vibes beschließen sich mehr denn je reinzuhauen, um vielleicht doch noch etwas Zählbares aus Wien-Döbling mitzunehmen. Was folgt ist allerdings der ultimative Genickschlag.
Es sind kaum sieben Minuten gespielt, da darf Lukas Nigrowics durch die USK-Abwehrreihen marschieren und sein zweites Tor erzielen (51.). Das 1:4 zu diesem psychologisch tödlichen Zeitpunkt bedeutet an normalen Tagen das Ende aller Träume.
Doch dieser Samstag ist kein normaler Tag. Acht Minuten später (59.) nützt nämlich Filipe einen Abwehrfehler der Lainzer eiskalt aus und verwandelt zu seinem ersten Pflichtspieltreffer gekonnt. Dieses 2:4 ist der Knackpunkt in einer von hier an unglaublichen Partie. Denn plötzlich kehrt der Mut in die Reihen der Vienna Vibes zurück. Die Torpedos werden förmlich in ihrer eigenen Hälfte eingeschnürt, man kann zeitweise sogar von Powerplay sprechen.
Zum Teil spielt der USK jetzt richtig schönen Fußball, dem die immer erschöpfter wirkenden Gegner nicht viel entgegen zu setzen haben. Bis zur 66. Minute müssen sich Spieler wie die treuen USK-Anhänger gedulden, dann wird der große Druck erneut belohnt. Eine schöne Kombination über die linke Seite landet bei Manuel, der von der Strafraumgrenze abzieht. Der Torhüter kommt nicht heran und somit steht es nurmehr 3:4.
Nun ist der Punktegewinn plötzlich wieder in realistischen Sphären angekommen. Die Vibes beißen weiter, spielen, kämpfen, powern nach vorne. Die ganze Mannschaft befindet sich komplett im Rausch. Auf einmal klappen die Dinge wieder wie gewünscht und eine schon lange nicht mehr gespürte Leichtigkeit prägt das Spiel der Auswärtsmannschaft. Diese Leichtigkeit lässt Martin in der 71. Minute einen Freistoß weit nach vorne schlagen und Max am höchsten Steigen. Per Kopf verändert unsere Nummer 13 die Richtung des Balles um vielleicht entscheidende Zentimeter. Der Torhüter ist erneut geschlagen und der Jubel auf USK-Seite kennt bei Spieler wie Fans gelichermaßen keine Grenzen.
Bei 20 Minuten verbleibender Spielzeit ist es aber klar, dass wir mehr wollen. Und wir bekommen mehr. Nur Augenblicke später (72.) zieht Philipp allen davon und erzielt die erstmalige Führung für den USK. Unglaubliche Jubelbilder auf der einen, Fassungslosigkeit auf der anderen Seite zeichnen das Szenenbild dieses nahezu surrealen Fußball-Schauspiels. Noch nie konnte der USK einen Drei-Tore-Rückstand ausgleichen geschweige denn drehen. Von nun an ist das keine Utopie mehr. Yes we can!
Torpedo Lainz versucht noch einmal den Weg zurück in die Partie zu finden, doch der USK-Kampfgeist ist nun zu groß. Bleibt noch die Hoffnung irgendwie eine Standardsituation zu versenken. Da haben die Lainzer nachweislich gute Leute in den Reihen und wir bekanntlich einen transformierten Verteidiger im Tor stehen. Zweimal wird ein scharf geschossener Freistoß unorthodox von Max auf der Linie weggeköpft. Beide Male hätte er vermutlich gepasst.
Erstmals Drei-Tore-Rückstand gedreht
Erfolgserlebnisse hat zu diesem Zeitpunkt nurmehr der USK. Ein starker Konter endet in der 85. Minute erneut bei unserem Kapitän Philipp. Der lässt zuerst seinen Gegenspieler stehen und dann macht er mit einem sauberen Abschluss den Deckel drauf. Das Spiel ist entschieden. Der Jubel über dieses 6:4 ist grenzenlos. Keiner kann es so richtig fassen, dass die Vibes ein 0:3 bzw. 1:4 binnen einer Halbzeit in einen Sieg umgedreht haben. Wir nicht und der Gegner schon gar nicht.
Der Jubel wird nur noch von den Feierlichkeiten nach Schlusspfiff getoppt. Endlich kann der USK nach längerer Zeit wieder einen Sieg ausgelassen und euphorisch bejubeln. Und was für einen. Ein unglaubliches Spiel, eine unglaubliche Leistung, ein unglaubliches Team. Forza USK!
Ein Bericht von Max Gfrerer