Das Spiel:
Es war einer dieser Momente in denen mir wieder einmal klar wurde, warum Philipp und ich diesen Verein vor nun fast einem Jahr ins Leben gerufen haben. Einer dieser Momente in denen mir sonnenklar vor Augen geführt wurde, wie viel Begeisterung, wie viel Freude und wie viel Stolz in dieser jungen USK-Mannschaft stecken. Das spürte man bei jeder gelungenen Aktion, bei jedem Tor und ebenso kurz nachdem die Pfeife des Schiedsrichters zum Schlusspfiff ertönte und der Sieg der Unsrigen in trockenen Tüchern war.
Doch spulen wir den Spielfilm noch einmal knappe zwei Stunden zurück. Die Mannschaft des USK Vienna Vibes steht vor ihrem ersten Pflichtspiel in der Vereinshistorie. Wie schon so oft in der Vorbereitung ist es heiß. Sehr heiß. Doch heute muss das egal sein, denn wir wollen Geschichte schreiben und den Meisterschaftsauftakt unseres Vereins positiv gestalten. Die Motivation in unseren Reihen stimmt jedenfalls. Eine gewisse Nervosität ist dem einen oder anderen, auch mir, anzumerken. Vor sowie während des Spiels.
Dementsprechend wenig läuft in Halbzeit eins zusammen. Unser Spiel gestaltet sich in der Anfangsphase ähnlich attraktiv wie unser Outfit. Der USK muss heute in einer ungewohnten Kombination aus grünen Trikots im überschaubar attraktiven 80er-Stil (bestenfalls frühe 90er) und den moderneren roten Hosen bzw. weißen Stutzen auflaufen, die mehr an den Zirkus Roncali erinnert, als an eine ernstzunehmende WFV-Mannschaft. Der Augenkrebs im Publikum ist vorprogrammiert.
Die erste Möglichkeit findet der USK bezeichnender Weise nicht aus dem Spiel heraus vor, sondern durch einen Freistoß. Nach Foul an Basti tritt Selbiger an und schlenzt die Kugel gefühlvoll über die Mauer (11.). Der gegnerische Tormann hält im Nachfassen. Nur drei Minuten später kommt es nahezu zu einer Kopie dieser Situation. Nach einem Foul an mir, tritt erneut Basti zum Freistoß an. Diesmal geht der Ball, aber knapp über das Tor.
Nur eine Minute danach folgt fast die kalte Dusche für die USK-Mannschaft. Ein Abschlag des Torhüters wird von der Innenverteidigung falsch berechnet und somit einem Stürmer der Gastgeber in den Lauf gespielt, der jetzt nurmehr Erwin und das Tor vor sich hat. Zu unserem Glück schießt der Stürmer unseren herauslaufenden Tormann genau an. Somit bleibt es vorerst beim 0:0.
In der 19. Minute gibt es erstmals Elfmeteralarm im gegnerischen Strafraum. Da ich selbst an dieser Situation beteiligt war, kann ich bestätigen, dass mir mein Gegenspieler nach einem Haken das rechte Bein wegzieht. Ein Foul, das zugegeben schwer für den Schiedsrichter zu sehen gewesen sein dürfte aber doch zu ahnden ist.
Danach wogt das Spiel hin und her, ehe in der 24. Minute der Gastgeber in Führung geht. Eine Ballstafette wird einem Schwarz-Weißen in den Lauf gespielt und der drauffolgende Abschlussversuch verkommt zum Edelroller. Erwin macht in dieser Situation leider den David James und so kullert das Leder durch seine Arme und unter seinem Rumpf durch. 1:0 für Good Food. Wieder einmal muss unsere Mannschaft bei brütender Hitze nach einem blöden Gegentor einem Rückstand hinterherlaufen.
Es ist nicht genau erkennbar, ob die Vienna Vibes durch dieses Gegentor geschockt sind, denn spielerisch kam schon vor dem Gegentor nur sehr wenig bis gar nichts von unserer Mannschaft und genauso verläuft die Begegnung nach dem 0:1 weiter. Der einzige Trost ist, dass bei Good Food nahezu ebenso wenig nach vorne funktioniert. Einzig die flinke und technisch starke Nummer vier der Heimischen sorgt immer wieder für gefährliche Einzelaktionen.
Erst in der 36. Minute kommen die Vibes in Person von Berger zu einer ersten Ausgleichsmöglichkeit, doch sein Schuss geht doch klar rechts am Tor vorbei. Aber immerhin war im Vorfeld dieser Angriffsaktion ein Hauch von spielerischer Klasse in den grün-rot-weißen Reihen zu erkennen. Immerhin kommt in der Folge etwas mehr Ruhe ins USK-Spiel. In der 40. Minute versuche ich einen Schuss aus 20 Metern, doch der geht knapp an der linken Stange vorbei.
Kurz vor der Halbzeit (44.) hat der Fußballgott ein Einsehen mit unserer beherzt aber glücklos agierenden Truppe. Philipp setzt sich auf der rechten Seite unwiderstehlich durch und flankt punktgenau auf den am langen Eck völlig frei wartenden Berger. Technisch perfekt nimmt er schickt er den Ball per Kopf, entgegen der Laufrichtung des Tormanns ins Netz. Großer Jubel auf dem Feld und auf den Zuschauerrängen. 1:1.
Vorbei ist es mit der spielerischen Armut. Die Mannschaft hat nun ihren Mut und vor allem den Spielfluss wieder gefunden. Auf einmal läuft der Ball wie am Schnürchen, man könnte fast sagen es wird gezaubert. So kommt es noch in der selben Minute zur vielleicht schönsten Aktion des Spiels. Philipp erobert den Ball in der eigenen Hälfte und passt zu Basti, der direkt mit der Ferse zurückgibt. Unser Kapitän lässt seinen Gegenspieler gleich zweimal stehen und passt zur Mitte, wo ich direkt per Ferse auf Basti weiterleite, welcher sofort mir direkt in den Lauf spielt. One-Touch-Fußball vom Feinsten. Leider schieße ich im Anschluss den Ball knapp über das Tor, doch der USK zeigt sich wieder von seiner guten Seite und das gibt vor allem für die zweite Halbzeit Kraft.
Doch die erste Möglichkeit nach Seitenwechsel gehört Good Food. Wieder ist es die starke Nummer vier, die aus halbrechter Position den Ball ans äußere rechte Lattenkreuz donnert. Nur eine Minute darauf starten wir unseren ersten Angriff. Einmal mehr ist es Philipp der auf der rechten Seite aufzieht wie ein Wahnsinniger und den Ball zur Mitte auf Bastis Fuß spielt. Im letzten Moment blockt ein Good Food-Verteidiger aber noch seinen Schuss ab, sodass der Ball ins Torout geht.
Die Vibes haben das Momentum des Ausgleichs mit in die zweite Halbzeit genommen und besitzen mehr Spielanteile. In der 49. Minute schnürt Berger beinahe seinen Doppelpack, doch sein gelungener Volleyschuss aus 16 Metern wird vom Tormann zur Ecke abgewehrt.
Der USK ist zwar überlegen, doch immer wieder lässt er den Gegner zu guten Torchancen kommen. Die größte Möglichkeit des Spiels haben die Gastgeber in der 54. Minute. Wieder einmal zieht die Nummer vier in den Strafraum und lässt zwei unserer Abwehrspieler stehen. Sein Pass zur Mitte findet einen völlig freistehenden Abnehmer, der das Kunststück zuwege bringt aus drei Metern den Ball an die Latte zu knallen.
In der 65. Minute dann ein weiteres Mal ein Riesenglück und zu einem beträchtlichen Teil auch ein Riesen-Erwin für den USK. Wieder einmal ist die Nummer vier an einer gefährlichen Angriffsituation von Good Food beteiligt, diesmal als Assistgeber. Der Stürmer lässt mit einem Haken David aussteigen und versucht den Ball ins lange Eck zu schlenzen. Erwin dreht das Leder aber mit einer spektakulären Parade an die Latte. 20 Minuten sind in der zweiten Hälfte gespielt und der Gegner hat bereits dreimal nur das Aluminium getroffen. Über einen Rückstand dürften wir uns trotz Feldüberlegenheit zu diesem Zeitpunkt nicht beschweren.
Doch es kommt alles anders. Zuerst schwächt sich der Gegner unnötiger Weise selbst. Die viel zitierte Nummer vier kassiert binnen weniger Minuten zweimal die gelbe Karte, einmal wegen eines Fouls und kurz drauf wegen einem absichtlichen Handspiel. Folgerichtig wird der mit Abstand beste Mann bei Good Food vom Platz gestellt.
Draufhin ziehen sich die gegnerischen Spieler etwas weiter in ihre Hälfte zurück. Der USK reagiert mit einem Wechsel. Mathias, der enorm viel gelaufen ist geht und ihn ersetzt Hans. In der 74. Minute kommt Victor für den Ausgleichstorschützen Berger auf den Platz. Für frische Kraft in der Offensive ist nun gesorgt und unser Team beißt sich gleich mal am gegnerischen Sechzehner fest.
In der 76. Minute komme ich durch einen Einwurf von Peter an den Ball und ziehe in den Strafraum. Ein Haken nach rechts und ich komme in eine aussichtsreiche Schussposition. Der Schuss passt genau. 2:1. Grenzenloser Jubel. Die fest vorgenommenen drei Punkte zum Auftakt der DSG-Meisterschaft scheinen in Reichweite zu sein. Doch eine knappe Viertelstunde geht das Spiel noch.
Auf diesem knappen Vorsprung will sich der USK nicht ausruhen. Mit einem Mann mehr auf dem Platz müssen wir trotz einsetzender Müdigkeit versuchen auf das dritte Tor zu spielen. Der Gegner kann nicht mehr zusetzen. In der 79. Minute läuft einer der vielen Angriffe über Philipps rechte Seite. Seine Flanke nimmt Victor per Kopf, doch der Tormann kann diese gute Chance entschärfen.
In den letzten Minuten verlieren wir David durch einen Krampf im Unterschenkel. Auch dem Rest des Teams ist die körperliche Erschöpfung deutlich anzumerken und so versuchen wir das Ergebnis über die Zeit zu bringen. Dabei agieren wir allerdings so hektisch, sodass die Schlussphase von zahlreichen unnötigen Ballverlusten unsererseits geprägt ist.
In der 89. Minute kommt es schließlich doch noch zur Entscheidung. Marco spielt einen perfekten Steilpass auf Basti, der den herauseilenden Tormann technisch astrein überlupft. Ein Traumtor. Vorausgegangen ist diesem ein Traumpass von Marco, der zu diesem heutigen Spiel seine eigene Geschichte zu erzählen hat. Ursprünglich verwechselte er nämlich Treffpunkt mit Anstoßzeit uns kam so zum Spiel eine Viertelstunde zu spät. In der Pause kam er für den verletzten Michi. In der 89. Minute tätigt er ein Weltklasse-Zuspiel, das das Match endgültig zu unseren Gunsten entscheidet. Alles vergeben und vergessen.
Danach pfeift der Schiedsrichter die Begegnung ab. Es ist perfekt. Der USK Vienna Vibes fährt im ersten Spiel der DSG-Meisterschaft drei Punkte ein und tankt viel Selbstvertrauen für die weiteren Begegnungen. Es war ein harter Kampf und umso ausgelassener erfolgt nun die Feier auf dem Plastikgras inklusive Welle und Siegestanz.
Ein Bericht von Max Gfrerer